Montag, 19. August 2013

Ranking: Top 20 - Bester Film bei den Oscars der letzten 20 Jahre, Teil 1: Einfühung und "Keine Bewertung möglich" (2002)

Ich bin großer Fan der Oscar-Verleihung und habe bislang so gut wie jeden Film gesehen, der für den besten Film nominiert wurde. Allerdings muss man festhalten, dass nicht jeder Film unbedingt verdient gewonnen hat. Manche Filme wurden vermeintlich komplett übersehen, die Academy hat sich in einen Film verliebt, oder aber ein Film war zu kontrovers, als dass er jemals einem großen Publikum gefallen könnte.

Ich habe mich entschieden, Filme der letzten 20 Jahre auszuwählen, weil ich davon die meisten gesehen habe und daher nicht viel überspringen muss. Neben einer Bewertung des Gewinners, gehe ich auf die anderen Nominierten ein und nenne noch andere Meisterwerke des jeweiligen Jahres, die es ebenso verdient hätten den wichtigsten Filmpreis der Welt zu gewinnen. Da ich die Gewinner von drei Jahren nicht gesehen habe, werde ich weiter nach hinten durchgehen, das heißt, auch die Filme der Jahre 1990 bis 1992 näher betrachten. Ich hoffe, euch gefällt diese Liste und ich würde mich über viel Feedback freuen. Without further ado, ab geht die Post:

Oscars 2003

Keine Bewertung: Chicago (2002, Rob Marshall)

Eine der wenigen Gewinner, die ich bislang noch nicht gesehen habe. Um ganz ehrlich zu sein, habe ich auch nicht unbedingt vor, ihn mir anzuschauen, da ich im Allgemeinen kein großer Fan des Genres "Musical" bin, deshalb schauen wir auf die übrigen Nominierten:

Gangs of New York (Martin Scorsese): 8.25/10

Ein epischer Gangsterfilm, der zur Zeit der Gründung Amerikas spielt. Bandenkriege zwischen den Einwanderern und den dort Geborenen (Natives) führen zu Gewalt und Machtkämpfen. Getragen wird der Film von Daniel Day-Lewis, hier in der Rolle von "Bill the Butcher", der eine imposante Figur darstellt und allein durch seine Physis Angst einflößend wirkt. Man muss auch sagen, dass er einfach eine coole Sau ist. Leo DiCaprio hat neben ihm keine richtige Chance zu glänzen und seine Liebesgeschichte mit Cameron Diaz hätte man gut und gerne rauslassen können. Aber egal, ein sehr gelungener Film, Kürzungen hier und da wären besser gewesen, doch sind die Kulissen und Kostüme ein Wahnsinn, man fühlt sich in der Zeit zurückversetzt. Es ist nicht Scorseses Meisterwerk, doch merkt man einfach, mit wie viel Herzblut er an diesen Film herangegangen ist und dass er wenig herausschneiden wollte, wird dem Filmkenner dann auch bewusst.

Herr der Ringe 2: Die zwei Türme (Lord of the Rings: The Two Towers, Peter Jackson): 8.25/10

Das Mittelstück der Herr der Ringe Trilogie, DER Filmreihe meiner Kindheit und auch die Reihe, an die ich mich mit Sicherheit auch noch in 20 Jahren am meisten erinnern kann. Dieser Teil hat das Problem, dass er keinen wahren Anfang und Ende besitzt, er wirkt besser, wenn man ihn als Teil einer Einheit betrachtet, da funktioniert er ganz ausgezeichnet und er besitzt mit der Schlacht um "Helms Klamm" eine der eindrucksvollsten Kampfszenen der letzten Jahre. Jedoch wird man direkt reingeworfen in die Handlung, die Gemeinschaft ist aufgesprengt und man muss erst einmal in die Handlung kommen, deshalb wirkt der Film zu Beginn wie ein Flickenteppich. Es bleiben aber genug Stellen haften, dass es nie langweilig wird, ich sage nur: SPOILER!! (aber ich gehe mal davon aus, dass 90% meiner Leser diesen Film gesehen haben) Gandalfs Rückkehr und der Exorzismus des greisen Königs von Rohan. Ein richtig guter Actionfilm, der allerdings nie die Klasse seines Vorgängers bzw. Nachfolgers erreicht.

The Hours (Stephen Daldry) 8/10

Die Geschichte dreier Frauen steht im Fokus dieses Filmes, der über ein ganzes Jahrhundert verteilt ist. Der Zuschauer erlebt Virginia Woolf (Nicole Kidman) beim Schreiben ihres Romans Mrs Dalloway, welches wiederum von einer Frau in den 50er Jahren (Julianne Moore) gelesen wird und ebenso von einer Frau um das Jahr 2000 herum. Alle drei haben mit den Konsequenzen von traumatischen Erlebnissen umzugehen und ihre Geschichten sind miteinander verwoben. Ich muss gestehen, dass ich den Film zuletzt vor mindestens fünf Jahren gesehen haben. Die drei Hauptrollen wurden unglaublich gut gespielt, Kidman hat hierfür ihren ersten Oscar erhalten, allerdings war er sehr komplex, man muss sich viel Zeit für diesen Film nehmen, doch lässt man sich erst einmal darauf ein, ist der Gewinn umso größer, man fühlt sich nicht unbedingt besser, doch ist es ein eindrucksvolles Erlebnis.

The Pianist (Roman Polanski) 9/10

Der jüdische Pianist Wladyslaw Szpilman hat, zurückgelassen im Warschauer Ghetto, den Holocaust mit Hilfen von deutschen Bewunderern und polnischen Freunden, überlebt. Das ist die Handlung kurz zusammengefasst. Doch ist der Weg, wie er dies geschafft hat, sehr eindrücklich und die Qual, die er erleiden musste, ist fast unerträglich. Auch die Szenen, in denen die heile Welt Stück für Stück auseinander bricht, die Nazis einmarschieren und die Familie alles verliert, sind schwer anzusehen, doch wirken sie gerade dadurch um so eindrücklicher und es wird einem bewusst, was für eine schreckliche Zeit diese Menschen durchleben mussten. Die Fokussierung auf ein einzelnes Schicksal mag abschreckend wirken, denkt man doch, wie gut er es im Gegensatz zu Millionen anderen Menschen hatte, doch wird dadurch die Bindung zum Zuschauer um einiges größer und die Leistung von Adrien Brody wird deutlich. Er hat etwas überraschend den Preis für die beste männliche Hauptrolle gewonnen, seine Leistung ist hier als überragend zu bewerten.

Besserer Gewinner: Der Pianist

Mein persönlicher Gewinner: Cidade de Deus

Top 3 der übrigen Filme des Jahres:

1. City of God (Cidade de Deus, Fernando Mereilles, BRA) 10/10

Wie oft ich diesen Film bereits gesehen habe und wie oft mir jedesmal die Kinnlade runterfällt, was nur bei ganz wenig Filmen der Fall ist, kann ich euch gar nicht genau sagen. Erzählt wird die Geschichte von Buscape, einem Jungen aus Rio, der in der Favella "Cidade de Deus" aufwächst und von frühester Kindheit an mit Kriminalität in Berührung kommt. Durch seine Rolle als Fotograf kann sich der Zuschauer leicht mit ihm identifizieren, nimmt er doch keine klare Position ein und kann zwischen den Welten der Banden und der "normalen" Gesellschaft wechseln, was ihm später einmal sehr nützlich werden wird. Die Leichtigkeit, mit der der Regisseur von einem Schauplatz zum nächsten springt, ist unbeschreiblich, ein "Flow" entsteht und man möchte am liebsten einmal selbst erleben, wie es dort vor sich geht (im heutigen Rio de Janeiro). Mit "Löckchen" wurde eine der eindrucksvollsten Bösewichte des neuen Jahrhunderts geschaffen und alle Figuren sind so gut ausgearbeitet, dass man schnell eine Bindung zu ihnen aufbaut. Ein Wunder, bedenkt man, dass viele Laien an dem Film teilgenommen haben. Wer ihn noch nicht gesehen hat, der hole es so schnell wie möglich nach. Leider ist bislang noch keine Version auf blu-ray erschienen, aber ich hoffe, dass sich dieser Zustand in Zukunft ändern wird, der Film hätte es verdient.

2. 25th Hour (25 Stunden, Spike Lee) 10/10

Ganz anders als der vorherige Film, aber ebenso brillant. Einer der wichtigsten amerikanischen Filme nach 9/11, obwohl der letzte Tag eines verurteilten Drogendealers behandelt wird und man ihm nur dabei beobachtet, wie er sich im großen Stil von all seinen Freunden und Verwandten verabschiedet. Ich will gar nicht mehr viel dazu sagen, nur soviel, dass alle Figuren dermaßen gut ausgearbeitet sind, mit ihren guten und schlechten Seiten, die Handlung so nachvollziehbar und der Schauplatz so real rüberkommt, dass man einfach nicht anders kann, als alles an diesem Film zu mögen. Das klingt jetzt vielleicht verrückt, doch schaut ihn euch an und denkt immer wieder daran, dass er einer der ersten Filme nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001 war, der an Originalschauplätzen gedreht wurde. Ihr werdet nicht enttäuscht werden und by the way: Was für ein Ende!!

3. Road To Perdition (Sam Mendes) 9.75/10

Eins vorab: Ich bin kein großer Fan von Tom Hanks, doch kann ich bei diesem Film ein Auge zudrücken. Denn er ist einer der besten klassischen Gangsterfilme der letzten Jahre, ich würde sogar behaupten, der beste seit GoodFellas (auf den ich in einem späteren Rückblick eingehen werde). Die einzigartige Atmosphäre, die hier erschaffen wird - irgendwo in Illinois, tiefster Winter, arme Familie, Vater arbeitet als Gangster - ist sensationell und wenn man sich drauf einlässt, kann man im Film komplett eintauchen. Da helfen auch die wahnsinnigen Bilder, man möchte jede Minute mindestens fünf mal pausieren und sich das Standbild an die Wand hängen. Solche Filme haben immer bei mir gewonnen (Siehe: The Fountain, There Will Be Blood). Die Geschichte geht ans Herz und man fühlt mit den Hauptpersonen. Interessante Nebencharaktere runden die Geschichte ab und Paul Newman spielt seine letzte große Rolle als Mafia-Oberhaupt.

Weitere Knaller: The Bourne Identity, Whale Rider, Minority Report





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