Sonntag, 8. September 2013

Platz 11 - Oscars 1999

Oscars 1999 - Shall I compare thee to a summer's day? I reckon, why should'nst thou??!!


Shakespeare in Love (John Madden) 8.5/10

Hier spricht der Englisch-Student: Ich finde diesen Film großartig und bin da in der Minderheit von etwa 2% der Weltbevölkerung, die mit der Entscheidung der Academy, ihn mit dem Hauptpreis auszuzeichnen, zufrieden ist. Damals war es natürlich ein riesiger Aufschrei, dass solch leichtes Material gegen das Schwergewicht von Spielberg gewinnen würde, aber darum soll es jetzt nicht gehen. Der Zuschauer erlebt, ja was erlebt er überhaupt? Zum einen den Barden, wie er als junger Mann im viktorianischen England ein Stück schreibt, ihn eine Schreibblockade befällt und er, desillusioniert, nach Inspiration langt. Zum anderen einen interessanten Einblick in das Leben zum Ende des 16. Jahrhunderts, von dem ich aber hier nichts weiter preisgeben werde. Jeder, der einmal ein Stück von Shakespeare gelesen hat - natürlich im Original - wird hier seine Freude haben, besonders wenn man das eine gut kennt, ich meine das mit den "two households". Erwartet keinen weltbewegenden Film, es ist einfach einer, der richtig viel Spaß macht, besonders wenn man etwas über den Hintergrund bescheid weiß.

Der Soldat James Ryan (Saving Private Ryan, Steven Spielberg) ???

Ahhhh, confession time: Ich habe diesen Film das letzte mal vor etwa 5 Jahren gesehen und kann mich mit dem besten Willen kaum mehr an ihn erinnern, außer die berühmte Eröffnungsszene am D-Day, der Landung der Alliierten in der Normandie. Hinter feindlichen Linien hat ein Spezialtrupp den Auftrag, Soldat James Ryan nach Hause zu holen, da seine drei Brüder bereits vorher im Krieg gefallen sind. Der Film erzählt von der Suche nach ihm. Er wurde sehr eindrucksvoll gemacht, aber ich hielt ihn immer für zu lang und es wurden zu viele Nebenschauplätze eröffnet und so ging der Fokus der Handlung verloren. Ich werde mir ihn in nächster Zeit nochmal ansehen, Updates folgen.

Der schmale Grat (The Thin Red Line, Terrence Mallick) 8.5/10

Wenn der vorherige Film bereits zu viele Nebenfiguren hatte und den Fokus aus den Augen verloren hatte, dann übertrifft dieser Film ihn noch einmal um ein vielfaches in dieser Hinsicht. Die Identifikationsfiguren gehen von der einen zur anderen Szene verloren und es kann nie eine richtige Bindung aufgebaut werden. Ich sehe dies jedoch nicht als Kritikpunkt an Terrence Mallick's Werk, der sich für diesen Film sage und schreibe zwanzig Jahre Zeit gelassen hat. Er handelt von der Schlacht um Guadalcanal im Pazifik während des Zweiten Weltkriegs und zeigt mit seiner Methode die Beliebigkeit des Krieges, bei dem jeder betroffen ist und ohne weiteres von jetzt auf gleich sein Leben verlieren kann. So sind große Namen wie Clooney, Nolte, Brody oder Cusack in minimalen Nebenrollen versteckt und ein Großteil der Handlung wird von Jim Caviezel als Pvt. Witt getragen, der Abseits des Kriegsschauplatzes die Schönheit in der Natur sucht und findet, dabei philosophiert und sich fragt, was der Sinn des Ganzen ist. Klingt verrückt, ist es im gewissen Maße auch. Man muss sich auf diesen Film einlassen, sich nicht von den merkwürdigen Sprecher irritieren lassen und dann kann man die Machart dieses Werkes genießen. Denn die Bilder, Atmosphäre und Musik sind einmalig und dürfen nicht verpasst werden.

Das Leben ist schön (La vita e bèlla, Roberto Benigni) und Elizabeth (Shekhar Kapur) habe ich bislang jeweils erst einmal gesehen, Bewertung entfällt.

Besserer Gewinner: Vielleicht Der schmale Grat, aber ich kann mich auch mit der Wahl der Academy anfreunden.

Mein persönlicher Gewinner: Rushmore

Top 3 der übrigen Filme des Jahres:

1. Rushmore (Wes Anderson) 9.5/10

Manche Leute werden diesen Film nicht mögen und da sage ich gleich: Diese Leute werden mir bestimmt unsympathisch sein. Denn was hier auf den Schirm gezaubert wird kann man eigentlich nur mögen. Der Humor ist nicht alltäglich, im Englischen würde man vielleicht "quirky" sagen, gegen die Norm und deshalb dürften Probleme bei manchen auftreten. Aber dazu kann ich nur sagen: Macht euch mal locker. Wer sich wirklich auf diesen Film einlässt wird erkennen, dass er nicht nur einer der witzigsten Filme der letzten Jahre ist, sondern auch, wie alle Wes Anderson Filme (zu denen ich noch kommen werde), ein verdammt großes Herz besitzt und jeder Figur Schwächen und Stärken einräumt. Als Bonuspunkt: Bill "Fucking" Murray in einer seiner besten Rollen.

2. Der Staatsfeind Nr.1 (Enemy of the State) 9.25/10

Diesen Film habe ich damals als 11-Jähriger im Kino gesehen, habe mich also hereingeschmuggelt und wurde nicht enttäuscht. Damals war er mein absoluter Lieblingsfilm und auch heute noch haut er mich mit seiner Geschwindigkeit unddes Szenarios der totalen Überwachung regelrecht um. Überlegt man sich, was für Probleme heute, 15 Jahre, nachdem der Film entstanden ist, in unserer Gesellschaft herrschen (Prism, NSA), ist der Film aktueller denn je. Aber auch, wenn man sich gar nicht um den politischen Hintergrund schert, hat man es hier mit einem der besten Thriller überhaupt zu tun.Gene Hackman in einer seiner letzten großen Rollen (zu einer besseren kommen wir in einer der kommenden Einträge) und Will Smith als glaubwürdiger Anwalt, dessen komplettes Umfeld in Mitleidenschaft gezogen wurde, machen diesen Film so gut.

3. The Big Lebowski (Joel & Ethan Coen) 9/10

Der Dude, man. Wer diesen Film noch nicht gesehen hat, ist selbst Schuld. Eine total verrückte Story, mit regelrecht surrealer Struktur wird hier angeboten und Charaktere, wie sie anders nicht hätten sein dürfen. Walter, der grimmige Vietnam-Veteran mit felsenfesten REGELN, Donny, der leichtgläubige, treudoofe Bowlingkumpel und eben El Duderino persönlich, der größte Chiller unter dem Angesicht des Herrn. Also schnappt euch einen White Russian, schiebt die DVD ein und genießt einen der Filme, die man am häufigsten sehen kann und jeden Spruch zu jeder Gelegenheit bringen kann, weil ein Teppich einfach das Zimmer zusammenhält, man.

Weitere Knaller: Ronin (John Frankenheimer), Truman Show (Peter Weir), Pi (Darren Aronofsky)

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