Donnerstag, 19. September 2013

Platz 4 - Oscars 2007

Oscars 2007 - Maybe, maybe not, maybe f**k yourself!

Departed - Unter Feinden (The Departed, Martin Scorsese) 9.25/10

Das nenn ich mal einen All-Star Cast! Leo DiCaprio und Matt Damon in den Hauptrollen, einer als Gangster, der andere als Polizist, Mark Wahlberg als cholerischer Cop, Martin Sheen als ruhiger Boss im Hintergrund und Jack Nicholson in seiner letzten großen Rolle als Mafiaboss, der alle Fäden in der Hand zu halten scheint. Das Drehbuch ist der Wahnsinn - genauso wie beim Hong Kong-Klassiker "Infernal Affairs" von 2001, auf dem der Film beruht. Eine Wendung jagt die nächste und man darf einfach niemandem vertrauen. Als Sahnehäubchen oben drauf gibt es noch brillante Dialoge und temporeiche Actionsequenzen. Weil der Film aber erst etwa beim dritten Sehen richtig Sinn macht, kann ich mit meiner Bewertung nicht höher gehen, er ist teilweise einfach zu verwirrend und die Szene mit den Computerchips verstehe ich bis heute nicht. Außerdem sind die beiden Hauptfiguren nie so cool und charismatisch wie Ray Liotta in "GoodFellas" oder Robert DeNiro in vielen Scorsese-Filmen.

Babel (Alejandro González Iñárritu) 7.5/10

Welch ein Brocken. Die Message dahinter ist aller Ehren wert: Vier verschiedene Geschichten auf der ganzen Welt verteilt, mit noch mehr Schicksalen im Fokus, hängen miteinander zusammen. Betrachtet man die einzelnen Szenen allein, würde die Bewertung um einiges höher ausfallen. Denn diese Begebenheiten gehen einem echt nahe. Beginnend mit einem Schuss in der marokkanischen Steppe, der eine amerikanische Touristin trifft, entspinnt sich eine Handlung, die sowohl ein Leben im Grenzgebiet Mexikos umfasst, als auch noch die Vorfälle eines jugendlichen, gehörlosen Mädchens in Tokio mit einschließt. Die Schauspieler sind alle sehr gut, vor allem Rinko Kokuchi in der eben beschriebenen Rolle und Adriana Barraza als mexikanische Mutter, die ihren Sohn hinter der Grenze besucht und in arge Schwierigkeiten gerät. Das riesige Problem ist allerdings, dass die vier Geschichten nicht richtig zusammenpassen wollen und dadurch total konstruiert und aufgesetzt wirken. Bei Amores Perros - das Debüt und immer noch beste Film Iñárritus - klappt die Verknüpfung sehr viel besser, was natürlich auch daran liegen kann, dass alle Figuren enger zusammen leben. So ist der Gedanke, dass tausende Kilometer zwischen einzelnen Schicksalen liegen können zwar löblich - Thema: Vernetzte Welt - aber letztlich doch nur ein Bonus, der nicht hätte sein müssen.

Little Miss Sunshine (Jonathan Dayton, Valerie Faris) 6/10

Einer der Trends der Oscarverleihungen der letzten Jahre was der sogenannte "Little Film that could", das bedeutet, dass ein Film, der ohne großes Budget entstand, aber Anklang bei den Kritikern und Publikum fand, es bis zum wichtigsten Filmpreis der Welt schaffen kann (weitere Beispiele: The Artist, Slumdog Millionaire, Juno). Hier haben wir es mit einem weiteren Musterbeispiel dieser Klasse zu tun. Die Story ist merkwürdig, aber total sympathisch, die Schauspieler sind zwar bekannt, aber nie groß in den Vordergrund getreten und dem Film merkt man einfach an, dass er für wenig Geld entstanden ist, alles wirkt sehr viel authentischer. Die Story handelt von der pummeligen Olive, die zu einem Schönheitswettbewerb zugelassen wird und sich daraufhin die gesamte Familie auf den Weg macht. Natürlich in einer alten Schrottkarre von VW Bus und dabei allerhand erleben. Das Problem des Films ist, dass die meisten Charaktere soooooooo nervig sind. Das Drehbuch ist einfach so aufgesetzt, jede Figur hat eine Rolle zu spielen und bleibt auch stur dabei. Schön und gut, das Motto lautet hier: Nicht das Äußere macht eine Person aus, sondern die inneren Werte. Wie jedoch diese Message umgesetzt wurde grenzt schon an Zumutung und man möchte manchmal rufen: AUFWACHEN, das Leben ist kein Wunderland. Der einzig normale im Film ist der in ein Schweigegelübde gefallene Bruder, der in einer Szene seine Frustration kundtut. Er schreit wegen einer Absage und ich, weil der Film so auf merkwürdig getrimmt wurde, nervige Charaktere hat und alles so zuckersüß dargestellt wurde, dass es wehtut. Alan Arkin als Opa mit fiesen Sprüchen retten den Film, aber einen Oscar dafür hat er echt nicht verdient gehabt. Dieser Artikel untermauert meine Meinung.

Die Queen (Stephen Frears) habe ich erst einmal gesehen (auf Deutsch, was keine gute Wahl war) und Letter From Iwo Jima (Clint Eastwood) bislang noch gar nicht.

Richtiger Gewinner: The Departed

Mein persönlicher Gewinner: Children Of Men

Top 3 der übrigen Filme des SEHR SEHR SEHR GUTEN Kinojahres (über manche der übrig gebliebenen Filme werde ich noch schreiben):

1. Children Of Men (Alfonso Cuaron) 10/10

Mein Lieblingsfilm. Der perfekte Film, der in der Zukunft spielen soll. Denn so stellt man sich die Zukunft doch vor: Keine fliegenden Autos, Roboter oder Laserschwerter. Sondern eine schmutzige, überbevölkerte, vor Problemen strotzende Erde. Das Szenario ist düster und unvorstellbar weitreichend: Alle Frauen der Erde sind unfruchtbar geworden. Allein über diese Idee kann man ganze Bücher füllen. Was für Konsequenzen hätte das? Wie lange gäbe es noch die Erde, wie wir sie heute kennen? So beginnt der Film mit der Ermordung des jüngsten Menschen der Welt und alle sind betroffen. Alle, bis auf Theo, dem "Helden" der Geschichte. Er wird von seiner Exfrau kontaktiert, die jetzt im Untergrund gegen die Behandlung von Ausländern in Groß Brittanien handelt. In ihrem Auftrag soll er eine junge Frau retten. Was es mit ihr auf sich hat und wieso gerade Theo den Helden spielen soll, das werde ich nicht weiter verraten. Sein Weg ist allerdings so faszinierend, dass mir an mehreren Stellen die Kinnlade runtergefallen ist. Alle Rollen sind exzellent besetzt, allen voran Clive Owen in der Titelrolle als stoischer "Held", Julianne Moore als seine ehrgeizige Exfrau, Michael Caine als liebenswerter Außenseiter und Chiwetel Ejiofor (merkt euch diesen Namen, er wird den Oscar nächstes Jahr für "12 Years a Slave" gewinnen, demnächst gibt's eine Vorschau von mir) als Anführer der Rebellen. Abgesehen, von dem vorher beschriebenen Problem der Unfruchtbarkeit, gleicht die ganze Szenerie einem Schlachtfeld und dient als wertvoller Beitrag zur Debatte über den Umgang mit Einwanderern. Eine Parabel der heutigen Zeit.

2. The Fountain (Darren Aronofsky) 9.75/10

An diesem Film trennt sich die Spreu vom Weizen. Entweder man liebt diesen Film oder man hasst ihn, ein einfaches: "Joa, ganz okay." gibt's hier nicht. Die Story ist komplett verrückt, die Bilder können verwirren und die Idee dahinter ist im Grunde komplett hirnrissig. Doch wenn man sich drauf einlässt, mein Gott, was für ein brillanter Film!!! Er spielt in drei verschiedenen Zeitebenen: Südamerika im 16. Jahrhundert, USA im Jahr 2005 und eine Zone, irgendwann in der Zunkunft. Die Rollen sind jedesmal dieselben, Hugh Jackman als Mann und Rachel Weisz als seine Frau und beide spielen ausgezeichnet. Viel mehr gibt es nicht zu erzählen, nur, dass ihr die Story nicht ernst nehmen dürft. Der Film ist eine einzige Erfahrung und wer seine Zeit komplett in diesen Film investiert, wird durch eine unglaubliche Schlussszene belohnt, die euch dermaßen umhauen wird, das verspreche ich euch. Der Film bietet einige der besten Bilder und den besten Soundtrack aller Zeiten.

3. Pans Labyrinth (El laberinto del fauno) 9.75/10

Die Gebrüder Grimm hätten ihre wahre Freude an diesem Film gehabt, ist er doch ein brutales Märchen, so wie die Brüder sie aufgeschrieben haben (lest einfach mal Aschenputtel oder Rotkäppchen in der Originalfassung...). Erzählt wird vom kleinen Mädchen Orphelia, das im Spanien Francos (um 1940), ihre schwangere Mutter zu ihrem brutalen Stiefvater begleiten muss, der ein faschistischer General ist. Ihr merkt, ziemlich missliche Lage. Da Orphelia aber ein neugieriges Mädchen ist, tritt sie in Kontakt mit einer merkwürdiger Fantasiegestalt, die ihr Aufträge gibt. Wenn ihr jetzt denkt: Häää??, dann ist das okay. So habe ich mich auch gefühlt, bevor ich den Film gesehen habe. Lasst euch aber drauf ein, denn es ist ein Film, der, obwohl so viel Fantasy mit eingeflossen ist, einfach funktioniert und man total fasziniert davor sitzt und nicht wegsehen kann. Aber eine Warnung: Manche Szenen sind sehr brutal geraten, also seid vorbereitet.

Weitere Knaller des sehr guten Jahres: The Prestige (Christopher Nolan), Reprise - Auf Anfang (Joachim Trier), Casino Royale (Martin Campbell) 

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