Dienstag, 31. Dezember 2013

Top 10 Filme 2013

Das Jahr neigt sich wieder dem Ende entgegen und es wird Zeit Revue passieren zu lassen, deshalb blicke ich heute am letzten Tag des Jahres auf die Filme zurück, die ich im Kino gesehen habe. Die Trailer zum jeweiligen Film findet ihr, wenn ihr auf dessen Titel klickt. Eigentlich bin ich ja gegen Trailer, doch laufen die Filme jetzt schon längst nicht mehr im Kino und um sich einen Eindruck zu verschaffen sind sie ja nicht soooo schlimm.

Jetzt ist es natürlich schwierig zu sagen, ob solche Perlen wie "Silver Linings" oder "Django Unchained" dazugehören sollen, denn sie sind in den USA bereits 2012 angelaufen, aber in Deutschland erst dieses Jahr angelaufen. Ich halte es mit dem amerikanischen System und kann gegebenenfalls spätestens im Februar (wenn ich "American Hustle" gesehen habe) eine Liste 2.0 herausbringen. Deshalb fallen fürs erste die Filme (zu 99% wären sie in meiner Top 10 gelandet) "12 Years A Slave", "Her", "The Wolf Of Wall Street", "Ain't Them Bodies Saint" weg, die in den USA bereits angelaufen sind. 

Kurz zum letzten Jahr: 

2012

10. The Bourne Legacy
9. Django Unchained
8. ARGO
7. Beasts Of The Southern Wild
6. Skyfall
5. Looper
4. Silver Linings Playbook
3.  Holy Motors
2. Zero Dark Thirty
1. Moonrise Kingdom

Nun zu diesem Jahr!!

10. This Is The End (Evan Goldberg, Seth Rogen)

Ist euch auch bereits aufgefallen, das extrem viele Mainstreamfilme in letzter Zeit mit dem Ende der Welt bzw der Apokalypse zu tun haben? Auch in meinen Top 10 ist dieses Thema vorhanden, der erste Film handelt nur davon. Denn plötzlich geht bei einer Party in James Francos Haus die Erde auf und Aziz Ansari fällt in den Höllenschlund. Da denkt an sich jetzt: "Äääähhhh, was geht hier jetzt ab?!" und das war auch mein Gefühl als ich den Film sah. Die Schauspieler spielen sich selbst, oder sagen wir besser "eine abgewandelte Version" ihrer selbst. Es sind alles Kerle aus dem Judd Apatow Universum, also diejenigen, die in den Filmen "Jungfrau, 40, männlich, sucht..." ("The 40 Year-Old Virgin), "Beim ersten mal" ("Knocked Up") oder meinem Favoriten "Superbad" mitgespielt haben, allen voran Seth Rogen, Jonah Hill und Michael Cera, der hier ein unfassbares Ekelpaket spielen darf. Man muss schon eine spezielle Art von Humor haben, um sich hier amüsieren zu können, doch wer gerade bei den drei genannten Filmen aufgehorcht hat, der ist bei "This Is The End" gut aufgehoben, vor allem Danny McBride ist das Eintrittsgeld wert (das ist der Lockenkopf mit Goatee), aber wieso das so ist, müsst ihr schon selbst herausfinden. Aber vergesst nicht: Wie bei jedem amerikanischen Comedyfilm: NUR IM ORIGINAL SCHAUEN!!!

9. The Lunchbox (Ritesh Batra)

Diesen kleinen Film aus Indien, der sich zu einem weltweiten Independent-Hit entwickelt hat, habe ich im winzigen, aber sehr schönen Camera Kino in Dortmund gesehen, das ich euch allen ans Herz legen kann. Genauso wie das Roxy Kino eine Straße weiter. Die Handlung ist sehr einfach erzählt: Eine Frau in Mumbai will ihrem Mann etwas Gutes tun und gibt deshalb ein besonderes Gewürz in sein Mittagessen, das in eine Lunchbox gefüllt wird, das sind 5 übereinander gestapelte Boxen, die traditionell in Büros zur Mittagszeit geliefert werden. Bei ebendieser Lieferung geschieht jedoch ein Fehler und die Box von Ila gerät an den kurz vor der Rente stehenden und verwitweten Saajan. Er findet das Essen, wie ihr euch schon gedacht habt, großartig und will natürlich mehr über den Koch herausfinden, doch mehr will ich nicht verraten. Die Schauspieler machen ihre Arbeit sehr gut, allen voran natürlich Irrfan Khan (den man zB. als Polizeiinspektor aus Slumdog Millionaire kennt), aber der eigentlich "Star" ist Indien. Es werden Orte abseits der Postkartenidylle gezeigt, sondern das einfache Alltagsleben zweier Menschen in der Metropole. Das Ende hat mich enttäuscht zurückgelassen, doch bildet euch selbst ein Urteil, der Film ist es wert.

8. Thor: The Dark World (Alan Taylor)

Der erste Teil war einer meiner größten unerwarteten Überraschungen, die ich jemals im Kino erlebt habe, denn seien wir ehrlich: Ein Hammer schwingender Wikinger mit blondierter Mähne und mittelalterlichen Sprüchen, wie dumm ist das denn?! Aber der erste Teil hat es geschafft, dass ich - zumindest zu Beginn - hervorragend unterhalten wurde und bei den Sprüchen fast nur gelacht habe. Zum Ende des Films war das Tempo allerdings merklich raus, was da Bild leider insgesamt trübte. Nach dem gigantischen Erfolg von "Avengers" allerdings hat man sich noch einmal nach Asgaard gewagt und wer auf Popcorn-Action-Kino steht, wird mit Sicherheit nicht enttäuscht werden. Natürlich muss man sich, wie es in einer Fortsetzung üblich ist, so alberne Sprüche wie "Natürlich habe ich gesagt, dass ich zurückkommen werde" und "Weißt du noch damals, in New York?!" anhören, doch kann man darüber hinwegsehen, denn es wird genug Action und Witz geboten, was vor allem auch wieder an Loki, Thors Emo-Bruder, liegt. Man hätte sogar noch mehr Szenen mit ihm einbauen müssen, denn der eigentliche Bösewicht bleibt blass und sein Vorhaben, wieso er eigentlich die Erde erobern will, rätselhaft (was in vielen Filmen ein Problem ist, siehe Iron Man 3, Man Of Steel oder auch Star Trek Into Darkness). Auch nervt der übertrieben auf Dumm gehaltene Text von Kat Dennings, aber als Mann sieht man sie natürlich um so lieber, deshalb beschwere ich mich nicht so viel. Wie so oft bei Comicverfilmungen gilt: Nicht viel nachdenken, sondern einfach einschalten und fast 2 Stunden unterhalten werden und das hat dieses Jahr kein anderen Film aus diesem Genre besser gemacht.

7. Frozen ("Die Eiskönigin")

Tja, ein Disney Film. Aber nur wer ein Herz aus Eis hat, wird ihn nicht mögen (der musste kommen). Nein, im Ernst. Ich hatte sehr viel Spaß an diesem Film, der seinen Zuschauer (natürlich eher Kinder) vollkommen ernst nimmt und angenehmerweise eine "Schurkin" besitzt, die eigentlich gar keine sein will und deren Handlung komplett nachvollziehbar ist. Erzählt wird von zwei norwegischen Prinzessinnen, die dank Magie Eis fabrizieren können (das müsst ihr einfach mal so annehmen, auch wenn es bescheuert klingt). Beim Spielen verletzt die ältere Tochter, Elsa, ihre kleine Schwester, Anna. Elsa muss daraufhin ihre Kräfte geheimhalten und lebt abgeschieden in ihrem Zimmer, als sie schließlich zur Königin gekrönt wird, kann sie ihre Kräfte nicht länger verheimlichen und lässt die gesamte Stadt unter einer Eisdecke verschwinden. Sie wird ebenso aus der Stadt gejagt, woraufhin ihre Schwester die Verfolgung aufnimmt, natürlich mit der Hilfe von Sidekicks, hier sind es der Holzhacker Kristoff, sein Rentier Sven und der sprechende Schneemann Olaf. Nochmal: Das klingt alles bescheuert, aber es hat mir echt gut gefallen, sogar die Songs waren meistens sehr gut. Vielleicht waren es zwei zu viel, so nach dem Motto: Oh Gott, jetzt fängt sogar ER an zu singen. Aber die Story ist für einen Animationsfilm sehr vielschichtig, die Figuren durch die Reihe sympathisch und die Bilder sensationell.

6. Catching Fire Review hier

5. Rush Review hier

4. The Place Beyond The Pines (Derek Cianfrance)

Wie kommt es eigentlich, dass ich noch nicht über diesen Film geschrieben habe?! Er hat eine Szene, die mich dermaßen schockiert hat, aber die ich natürlich NICHT preisgeben werde, aber so als Anheizer wisst ihr jetzt Bescheid. Der Film kann dreigeteilt werden. Zu Beginn dreht es sich um Ryan Goslings in Geldsorgen befindlichen Motorradfahrer Luke, der, nachdem er unerwartet Vater geworden ist, zum Bankräuber wird. Der zweite Teil befasst sich mit Bradley Cooper, der einen ehrlichen Polizisten spielt (á la Ed Exley aus LA Confidential) und Luke auf den Fersen ist. Der dritte Teil spielt fünfzehn Jahre später, was dort allerdings vorfällt, will ich ebenso nicht verraten. Neben sehr schick inszenierten Actionsequenzen und glaubwürdigen Figuten sind es die faszinierenden Bilder, die Kameramann Sean Bobbit produziert hat. Der Film zieht sich zum Schluss etwas, doch lohnt er sich ungemein, sind es doch herzzerreißende Emotionen, die hier präsentiert werden und dazu noch eine feine Prise Action. Win-Win!!

3. The World's End (Edgar Wright)

Der dritte Teil der legendären Cornetto-Trilogie, nach "Shaun Of The Dead" und "Hot Fuzz" und wieder einmal ist es das gewinnbringende Trio aus Wright, Nick Frost und vor allem Simon Pegg als Hauptfigur Gary King, einem 40-jährigem Slacker, der immer noch in den 90er Jahren gefangen ist. Er trommelt seine Freunde - eine who is who der aktuellen britischen Schauspielszene - zusammen, um eine Tour nachzuholen, die sie 1993 nicht beenden konnten: Die goldene Meile! An einem Abend müssen sie einen Pint in jedem der zehn örtlichen Pubs trinken. Klingt einfach, entpuppt sich als allerdings weitaus schwierigere Aufgabe, als zuerst angenommen (und schließlich haben sie es in jungen Jahren einmal nicht geschafft). Als Kirsche auf den Milkshake kommen auch noch Aliens, was will das Zuschauerherz also mehr? Aus diesem Film hätte man gut und gerne drei machen können, so vollgestopft mit guten Einfällen ist er und vor allem lässt er seine Figuren nie lächerlich dastehen, der kritische, emotionale Unterton, der dem gesamten Film innewohnt macht ihn für mich so besonders, Pegg liefert eine nicht groß beachtete aber meiner Meinung nach sensationelle Performance ab. Schade, dass Actionkomödien bei den Preisen am Ende des Jahres so selten bedacht werden. Schaut ihn euch an, er kommt im Januar auf DVD.

2. Inside Llewyn Davis (Joel & Ethan Coen)

Auf diesen Film habe ich mich am meisten in 2013 gefreut. Zum einen bin ich Fan der Coen Brüder, zum anderen wollte ich Oscar Isaac endlich einmal in einer Hauptrolle sehen, nachdem er schon in Drive als "Standard" überzeugte. Ich wurde nicht enttäuscht. Llewyn Davis ist ein Folksänger, der im New Yorker Greenwich Village seinen Durchbruch sucht. Sein Gesangspartner hat sich von der George Washington Bridge geworfen ("George Washington? Wer macht das denn? Man schmeißt sich von der Brooklyn Bridge." Ja, John Goodman, da kann ich nur zustimmen) und nun versucht er allein Fuß zu fassen. Doch ist er schnell reizbar, launisch und "kann nicht gut mit Menschen", obwohl er unfassbar viel Talent hat, was seine Songs, die Isaac live eingespielt hat, beweisen. Zwar klappt es ab und an mal mit einem Gig oder sogar mit einer Studioaufnahme, doch will man ihm meistens zurufen: ALTER!! MACH DAS NICHT oder Ähnliches. Er hat keinen festen Wohnsitz und verbringt die meisten Nächte auf unterschiedlichen Sofas. Es ist keine schöne Geschichte, doch ist es der leise Witz, der sich durch jede Szene zieht und vor allem das perfekte Flair der 60er Jahre, kurz bevor ein gewisser Bob Dylan in New York Einzug gehalten hat, der diesen Film so besonders macht. Ich muss ihn mir noch einige male mehr ansehen, doch allein wegen seines Soundtracks hat er für mich schon gewonnen und Oscar Isaac spielt Llewyn zur Perfektion. Ebenso sind die Bilder wieder einmal, wie bei eigentlich jeden Film der Coens brillant geworden.

1. Gravity Review hier

Am Ende bleibt es dabei: Gravity ist der beste Film des Jahres. Die ersten 30 Minuten werde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen, solch eine atemlose Spannung habe ich noch nie feststellen können. Auf DVD oder Blu Ray werdet ihr diesen Effekt nicht kopieren können, aber da es ja hier um Kinofilme geht und vor allem die Erfahrung, die man beim Besuch des Films gemacht hat, ist dieser Film unübertroffen, man hätte buchstäblich eine Stecknadel fallen hören können, so ruhig war es. Allein dadurch hat er meinen ersten Platz verdient.





Montag, 23. Dezember 2013

Groundhog Day - ...und täglich grüßt das Murmeltier

I got you babe...

Groundhog Day (...und täglich grüßt das Murmeltier, Harold Ramis, 1993) 9.75/10

So kurz vor Weihnachten wird es Zeit für einen Klassiker, den ich bislang noch nicht besprochen habe. Er gehört zu einen der ganz wenigen Filme, die ich mir immer wieder anschauen kann und dabei jedesmal etwas Neues entdecke, so gut ist er. Es reicht nicht ganz für die Höchstnote, denn an manchen Stellen zieht der Film sich zu sehr, aber das ist Meckern auf allerhöchstem Niveau. Ich werde im folgenden Abschnitt alles Wissenswertes auflisten, damit ihr ihn euch bedenkenlos anschauen könnt. Doch danach folgt eine kleine Analyse, die ihr AUF KEINEN FALL LESEN DÜRFT, sofern ihr den Klassiker bislang noch nie gesehen haben solltet.

Es geht um den Fernseh-Wettermann Phil Connors (Bill Murray) aus Pittsburgh, der in ein kleines Kaff namens Panxatony reist, um über das alljährliche Murmeltierfest mit seinen Kollegen (u.a. Andie McDowell) zu berichten. Dort wird immer am 02. Februar ein Murmeltier aus seinem Bau herausgetragen und wenn der Schatten des Tieres sichtbar ist, bedeutet es, dass der Winter noch sechs weitere Wochen anhalten wird, oder im anderen Fall von nun an der Frühling Einzug halten wird. Aberglaube und so... Wie auch immer, Phil hat dazu absolut keine Lust und will viel lieber so schnell wie möglich wieder abreisen, doch das gestaltet sich schwieriger, als er sich vorgestellt hat.

JETZT FOLGEN MASSIVE SPOILER!!!

IHR SEID GEWARNT WORDEN!!!

Die Straße aus der Stadt heraus ist von plötzlich eingetroffenen Schnee so zugeschneit, dass er wohl oder übel die Nacht in der Stadt verbringen muss. Als Phil schließlich am nächsten Tag aufwacht, ist dies gar nicht der nächste Tag, denn er befindet sich von nun an in einer Zeitschleife, jeder Tag ist der 02. Februar 1993, also der Murmeltiertag. Zunächst kann er es selbst gar nicht glauben und denkt, er würde verschaukelt werden, doch schließlich erkennt er seine missliche Lage und reagiert auf teilweise höchst amüsante Art und Weise. Denn seine eigentliche Tätigkeit - die Berichterstattung von den Festlichkeiten - gerät schnell in den Hintergrund

Hier wird der Film erst zum Klassiker, der er heutzutage ist. Denn zwei höchst interessante Möglichkeiten bieten sich hier dem Zuschauer: Zunächst einmal überlegt er selbst, was er selbst, gefangen in solch einer Situation, machen würde. Hat man nun selbst Pläne getroffen, ist es umso witziger und eindrücklicher zu beobachten, was sich Phil in seiner Position überlegt.

Denn für einen Tag kann man im Grunde alles ausprobieren, wozu man vorher nie Gelegenheit hatte, oder auch keinerlei Konsequenzen erwarten muss. So erobert er Frauen, überfällt einen Geldtransporter oder schlägt sich in sensationeller Art seinen Wanst voll. In solchen Situationen ist der Film ungemein witzig und sprudelt über vor lauter Komik, womit Bill Murray natürlich am meisten zu tun hat. Im Laufe des Films lernt er zum Beispiel auch, professionell Klavier zu spielen, was mit Sicherheit ein Jahr dauert. Dies lässt den Film in einem völlig neuen Licht erscheinen: Wie lange ist Phil wirklich in der Zeitschleife gefangen??? 10, 30, oder gar 100 Jahre???

Hat er jedoch erst einmal alle Möglichkeiten ausgeschöpft - was in einer Kleinstadt relativ schnell geschieht - nimmt der Film eine Wendung zum Ernsthaften und nimmt damit eine unerwartete, aber erklärbare Wendung. Er wird zunehmend verzweifelter und begeht mehrere Selbstmordversuche, welche aber auch nicht wie von ihm gewünscht ausgehen. Er erkennt schließlich, dass er genauso gut Menschen helfen kann, was ihm letztendlich die gewünschte Erlösung bringen wird.

SPOILER ENDE!!

Wer diesen Film bislang noch nicht gesehen haben sollte, holt es schleunigst nach, es ist nicht nur einer der witzigsten, sondern auch gleichzeitig intelligentesten Filme aller Zeiten, über den man noch stundenlang diskutieren kann. Die Schauspieler sind super, allen voran natürlich Bill Murray und das Kleinstadt Flair wird sehr gut transportiert. 

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