Sonntag, 20. Oktober 2013

Rush

Who's that? - It's Niki Lauda who's just been signed by Ferrari



Ron Howard, 2013 - 9.25/10

Rush erzählt die Geschichte von James Hunte und Niki Lauda, die sich einen erbitterten Kampf um die Weltmeisterschaft in der Formel 1 Saison 1976 leisten. Wer Lauda heutzutage gesehen hat, fragt sich sofort, wieso er so ein vernarbtes Gesicht hat; die Antwort wird in diesem Film präsentiert, bei dem der Vorfall den emotionalen Mittelpunkt liefert. Hunt und Lauda sind so verschieden, dass es eine Freude ist ihnen dabei zuzusehen, wie sie sich auf Rennen vorbereiten, auf brenzlige Situationen reagieren, aber auch ihr Privatleben rückt in den Fokus - das muss natürlich so sein, denn hier sollen nicht nur männliche Sportfreaks angesprochen werden, sondern auch zum Beispiel deren weibliche Begleitung (deswegen auch die albernen oben-ohne-Szenen von Hemsworth)

Positiv:

  • Ich habe noch nie dynamischere Sportszenen in einem Film gesehen, hier bei einem Formel 1 Rennen. Die Kamera-Arbeit im Allgemeinen ist sensationell und wie weit die Technik fortgeschritten ist, dass sie direkt an solche Wagen montiert werden kann ist unglaublich. Da profitiert der Zuschauer ungemein.
  • Daniel Brühl als Niki Lauda spielt überragend und ist zurecht in der Diskussion für den Oscar als bester Nebendarsteller. Seine Verbissenheit ist in jeder Szene zu erkennen, die der echte Niki ja auch heute noch besitzt.
  • Die Ausstattung ist vortrefflich und man fühlt sich problemlos in die 1970er Jahre zurückversetzt. Sowohl die Autos, Kleidung und Streckenatmosphäre sind 1:1 übertragen worden.
  • Die zweite Hälfte des Films ist wahnsinnig gut umgesetzt worden und man klebt wie gebannt am Bildschirm.
  • Wer am Ende keine Träne verdrückt, hat kein Herz, das ist sehr emotional (oder, Jim?).
Negativ:
  • Der Anfang war zwar unterhaltsam, aber viel zu einfach strukturiert, bei der Szene zwischen Hunt und seiner kommenden Ehefrau, bin ich vor Lachen buchstäblich aus dem Kinosessel gefallen. Insgesamt hat der Film eine gute Länge, aber der Anfang ging mir zu schnell, da hätte man den Film besser strukturieren müssen
  • Die Frauen sind nur Nebensache, so muss Alexandra Maria Lara als Frau Lauda nur gut aussehen und betroffen reinschauen, mehr leider nicht. Da ist Potential verschenkt worden.
  • Klar, es müssen mehr Interessengruppen angesprochen werden, als Sportfans, aber so oft hätte man nicht zeigen müssen, dass Hunt der ultimative Frauenheld war.
Fazit: Der beste Sportfilm der letzten Jahre (Moneyball kommt da aber nah dran, vielleicht schreibe ich über diesen Film demnächst noch mehr). Wer also einen extrem unterhaltsamen Film im Kino sehen will, der ist hier richtig - aber nur sofern ihr noch nicht GRAVITY gesehen haben solltet, der ist noch besser. Wenn euch Niki Lauda ein Begriff ist, dann ist dieser Film Pflicht.




Donnerstag, 17. Oktober 2013

Die Bourne Identität

How could I forget about you? You're the only person I know



The Bourne Identity, Doug Liman, 2002 - 9.25/10

Auch wenn es nicht den Anschein hat: Dieser Film ist ein moderner Klassiker. Alle Actionfilme, die danach erschienen sind, sind von ihm beeinflusst worden, alles voran die letzten drei Teile der James Bond-Reihe. Dabei macht der erste Bourne-Film gar nicht so viel anders, als andere Werke desselben Genres, doch fühlt sich hier alles so realistisch an. Keinerlei Gadgets oder sonstige Kleinigkeiten stören den Ablauf der - zugegebenermaßen manchmal äußerst wirren - Handlung, man wird von einem spannenden Ort zum nächsten geführt.

Positiv:

  • Es ist angenehm zu sehen, dass ein Held so handlungsunfähig auftreten kann, wie Jason Bourne es zu Beginn des Films ist. "Started from the bottom, now we're here" wie es Drake nennen würde. Bourne (Matt Damon) wurde aus dem Atlantik rausgezogen, hatte ein verdammtes Implantat eingepflanzt, dass ihn zu einem Schließfach in Zürich führte und von dort immer weiter. Das schöne ist, dass er genauso reagiert wie der Zuschauer: HÄÄÄ?? Was geht hier ab?
  • Die Szene in Zürich ist einfach eine DER klassischen Actionszenen der letzten 20 Jahre, diese Szene allein kann ich mir hundert mal ansehen und sie ist genauso gut wie beim ersten mal. Dass er eben NICHT auf das Dach klettert macht den Film in einem Moment so viel besser: Bourne ist kein übermenschlicher Superheld, sondern "nur" ein voll ausgebildeter Agent, der zu dem Zeitpunkt noch nichts von seinem "Glück" weiß.
  • In der beschriebenen Szene trifft Bourne zum ersten mal auf Marie (Franka Potente). Wie sie beiden aufeinander treffen ist sehr sympathisch geregelt und die Chemie zwischen beiden passt einfach, mehr will ich dazu jetzt nicht sagen, ohne alles vorwegzunehmen.
  • Die wechselnden Handlungsorte bringen enorm viel Bewegung ins Geschehen, der Zuschauer fühlt sich nie gelangweilt.
  • Die Hintergrundgeschichte um die Treadstone Organisation innerhalb des CIA wirkt hier noch halbwegs schlüssig und spannend und um einiges sinnvoller als in beiden beiden folgenden Teilen.
Negativ:
  • Die Handlung ist an einiges Stellen viel zu wirr geraten: Wie bereits gesagt, ist schon hier die gesamte CIA Hintergrund nicht schlüssig, aber vor allem ist es der Auftrag Bournes, der ihn im Atlantik hat treiben lassen, der absolut keinen Sinn macht und auch nicht ausreichend genug erklärt wird.
  • Das Ende ist zu einfach geraten. Ich werde natürlich nicht näher darauf eingehen, aber ihr werdet verstehen wieso.
  • Nach dem Abschnitt im Paris zieht sich die Handlung doch sehr, bis endlich etwas interessantes passiert. Hier hätte man gut einiges schneiden können.
Fazit: Ein extrem guter Actionfilm, an dem es kaum etwas auszusetzen gibt. Wer die aktuellen Bond-Filme mag, wird auch diesen Klassiker mögen.

Freitag, 11. Oktober 2013

Verblendung (2011)

Can I call you Lisbeth?



The Girl With The Dragon Tattoo, David Fincher, 2011 - 9.5/10

Die wichtigste Frage zu diesem Film lautet: War ein Remake wirklich notwendig? Denn das schwedische Original von 2009 ist echt gut. Nach dem fünften mal, dass ich den Film gesehen habe kann ich sagen: Ja, das Remake war notwendig, denn es brauchte einen Meister-Regisseur von der Klasse eines David Fincher, um alles aus dem Material herauszuholen. Das Buch von Stieg Larsson ist hochgradig komplex und einige Teile mussten herausgenommen werden, doch was übrig geblieben ist, zählt zu den besten Thrillern der letzten Jahre. Was mir besonders gefallen hat, werdet ihr in den nächsten Punkten sehen. Doch eins vorab: Zartbesaitete sollten gewarnt sein, denn es gibt mehrere heftige Szenen, wer damit aber umgehen kann, erlebt einen sensationellen Film.

Positiv:

  • Die Atmosphäre ist unfassbar dicht und macht diesen Film erst so einmalig. Mickael erreicht die Insel im dichtesten Schneetreiben aller Zeiten, man kann die kälte regelrecht spüren, die sowohl die Natur, als auch die Menschen ausströmen (außer Hendrik, der gutmütige Patriarch). Dadurch vergeht die Zeit wie im Flug und man bemerkt gar nicht, dass der Film über zwei Stunden geht.
  • Rooney Mara als Lisbeth Salander spielt überragend. Bereits aus dem Buch und dem Original-Film wusste man ja bereits, dass sie der eigentliche Star der Handlung ist und Mara überzeugt in allen Belangen: Sie stellt Lisbeth als Einzelgängerin dar, mit all ihren Problemen und den damit verbundenen Schutzwall, den sie um sich erzeugt hat. Eine Figur, die man so schnell nicht wieder vergessen kann.
  • Die technische Seite des Films ist exzellent gestaltet worden. Sowohl das Setting, die Ausstattung (hier auch besonders in den Rückblenden in die 1960er Jahre), als auch die Kameraarbeit sind überragend. Ich habe einige der beste Bilder auf meinem tumblr hochgeladen. Wenn man sich vorstellt, dass alle Akten, die Lisbeth im Archiv sichtet, eigens für den Film produziert werden mussten, dann ist das Maß der investierten Arbeit nicht hoch genug einzuschätzen.
Negativ:
  • Das letzte Viertel des Films zieht sich sehr in die Länge. Wieso das so ist, werde ich hier nicht weiter erläutern, da würde ich zu viel verraten. Man muss auch extrem aufpassen und sich schnell an schwedische Namen gewöhnen, sonst kann man recht früh den Überblick verlieren.
  • Daniel Craig als Mickael Blomkvist passt nicht so recht ins Bild. Man hat da fast immer James Bond vor Augen und auch hier erscheint er natürlich durchtrainiert. Im Buch wird er nicht als Sportfreak beschrieben und auch im Originalfilm wurde er von einem etwas rundlicheren Schauspieler dargestellt (Michael Nyqvist). Nichts gegen Craig, denn er spielt seine Rolle ausgezeichnet, doch er ist einfach Bond und nicht Mickel.
Fazit: Wer sich komplett von einer Handlung einnehmen lassen und um sich herum alles vergessen kann, dabei auch noch einen wahnsinnig spannenden Film erleben will, ist hier komplett richtig. 

Dienstag, 8. Oktober 2013

25 Stunden

You had it all and you threw it away, you dumb f**k.



"The 25th Hour" Spike Lee, 2002 - 10/10

Der Film läuft heute Abend (08.10.) auf Pro7Maxx (das kann jeder empfangen, müsst ihr einfach mal suchen) um 22:00 Uhr. Wie ihr bereits an der Höchstnote gesehen habt, ist der Film Pflichtprogramm. Wieso das so ist, erfahrt ihr hier im Anschluss.

Der Zuschauer begleitet den bestraften Drogendealer Montgomery "Monty" Brogan (Edward Norton) bei seinem letzten Tag in Freiheit. Er will noch einmal einen Abend gemeinsam mit seinen beiden Freunden verbringen und sich auch von seiner Freundin (Rosario Dawson) verabschieden. Der eine Freund ist Jacob (Philip Seymour Hoffman), ein Lehrer, der in Schwierigkeiten mit einer seiner Schülerinnen (Anna Paquin) gerät. Der andere ist der schmierige Börsenmakler Frank (Berry Pepper), der nur Profit anstrebt und dabei all seine Manieren verloren hat. Doch Freunde sind Freunde, die kann man sich nicht so einfach aussuchen und so gehen sie alle zusammen in einen Club um zu feiern. Was dort passiert und wieso das alles - obwohl es sich doch sehr beliebig anhört - so verdammt gut geworden ist, müsst ihr schon selbst herausfinden. Ein paar letzte Punkte:

Positiv: 

  • Einer der wichtigsten Filme nach 9/11, die perfekt das Lebensgefühl der New Yorker widerspiegelt, hier in der Person eines verurteilten Drogendealers (!!). Die Einstellung am Ground Zero ist unglaublich.
  • Alle Darsteller spielen ihre Rollen zur Perfektion. Ein Skandal, dass der Film damals (2002) von Kritikern ignoriert wurde. In heutigen Listen der besten Filme der 2000er ist er fast in jeder zu finden. Besonders Hoffman und Norton hätten gute Chancen auf einen Oscar gehabt.
  • Die Atmosphäre ist extrem bedrückend, etwas, was sehr selten in Filmen geschieht. Man sympathisiert direkt mit den Figuren und klebt gebannt vor dem Bildschirm.
  • Was für eine Ende!!!
Negativ:
  • Leichte Längen im letzen Akt, aber das kann man verschmerzen.
Fazit: Es gibt eigentlich keinen Grund, dieses unterschätzte Meisterwerk nicht zu sehen. Also, wer heute Abend einen wirklich guten Film sehen will, der ist hier richtig!!

Montag, 7. Oktober 2013

(500) Days of Summer

You like The Smiths?!


Marc Webb, 2009 8.25/10*

Die Story dieses modernen Liebesmärchens ist schnell erzählt: Die klassische Geschichte von Junge trifft Mädchen. Tom (Joseph Gordon-Levitt) trifft Summer (Zooey Deschanel) bei seiner Arbeit - Texter für Grußkarten - und ist sofort in sie verliebt. Klingt jetzt mäßig spannend aber ist so schön gemacht, dass man den Film eigentlich nur mögen kann. Aber er hat einen großen Mangel. Vielleicht bin ich auch der einzige, der das als negativen Punkt sieht, aber der versaut so einiges. Wie dem auch sei, der Film lohnt sich!

Positiv:
  • Einer der besten Soundtracks aller Zeiten, eigentlich alle coolen Indie Songs, die man sich vorstellen kann sind hier versammelt und sind auch noch gut in der Handlung integriert.
  • Zwischen den beiden Hauptdarstellern stimmt die Chemie. Man nimmt ihnen ab, dass sie zueinander gefunden haben müssen, selten wurden die Rollen besser auf die Schauspieler abgestimmt.
  • Endlose Zitate, die man im Alltag benutzen kann.
  • Manche Szenen sind unfassbar gut. So stellt man sich eine moderne Liebesgeschichte vor.
  • Interessante Struktur, die vom klassischen Liebesfilm abweicht, da wird der Zuschauer sogar etwas gefordert, was immer positiv an einem Film ist.
Negativ:
  • Das Ende versaut für mich den ganzen Film. Ihr werdet dann verstehen wieso, ich werde hier natürlich nicht näher darauf eingehen, sehen müsst ihr ihn selbst.
  • Manchmal zu gewollt "anders", der Stil kann da schon mal einen auf die Nerven gehen. Das trifft besonders auch auf die vorher gelobte Struktur, wo in der Mitte etwas zu viel gesprungen wird. Da wäre manchmal weniger mehr gewesen.
Fazit: 
Wer eine moderne Liebesgeschichte sehen möchte, dabei köstlich unterhalten werden will und sich nicht zu viel aus dem Ende macht, der ist hier richtig.

*Die Bewertung bezieht sich auf das englische Original, die deutsche Synchronisation ist schrecklich, was häufig der Fall ist, wenn "locker dahergeredet" wird, also fast nur umgangssprachliche Ausdrücke verwendet werden. Dasselbe Problem hat auch "Juno".


Sonntag, 6. Oktober 2013

Captain America: The First Avenger

Oh Captain, mein Captain!!


Joe Johnston, 2011 - 8.25/10

Manchmal gibt es einen Film, von dem man absolut keine Erwartungen hatte und man danach positiv überrascht wurde. Dies ist einer davon. Ich habe ihn mir letztes Jahr als "Vorbereitung" zum Avengers Film angesehen und dachte vorher: Mein Gott, wie bescheuert ist das denn?? Und einige werden das auch sagen nachdem sie diesen Film gesehen haben. Doch ist das hier ein Comic-Film im wahrsten Sinne des Wortes, der, wenn man ihn nicht zu ernst nimmt, einfach einen riesen Spaß macht.

Positiv:

  • Sehr einfache Story ohne viel Schnickschnack: Ein Bösewicht will die Erde erobern, er sieht dabei auch noch bescheuert aus und hat eine herrlich dumm Armee um sich gescharrt. B-Film GOLD!!
  • Der Captain kann einem ja nur sympathisch sein. Sein Aufstieg vom schmächtigen Niemand zum amerikanischen Kriegshelden ist mitreißend inszeniert und eine der Geschichten des Comics. Man mag von der Figur halten was man will, hat sie doch keine übermenschlichen Kräfte, aber gerade das macht sie für mich jedenfalls zu eine der besten.
  • Man leidet an einer Stelle richtig mit. Sowas kommt in einfachen Actionfilmen äußerst selten vor.
  • Der Film nimmt sich nie zu ernst. Klar, es werden Menschen gerettet und es kommen auch ein paar um, aber es ist nicht so, dass der Captain jetzt plötzlich der Über-Held wird, den kleine Kinder anhimmeln, der aber in der Gesellschaft nicht überleben kann (das große Problem von "Man of Steel"). Es ist eher so, dass er der rechte Mann zur rechten Zeit ist (es ist auch schließlich Krieg) und er erledigt einfach seinen Job, keine Welt-verändernde Story im Hintergrund.
  • Technisch ist der Film sehr gut gemacht. Er fühlt sich sogar nach den 40er Jahren an, neben der Ausstattung sind es vor allem die Kulissen (wie beim Jahrmarkt zu Beginn) und Kostüme, die zu überzeugen wissen.
Negativ:

  • Der Film ist teilweise echt bescheuert. Manche Handlungsstränge ergeben keinen Sinn und der Bösewicht trägt so dick auf, dass man sich fragt, wie er eigentlich an die Macht gekommen sein konnte, bei seinem albernen Gesicht? Oder sind das alles Roboter, die er da anführt? Zumindest sind sie alle sehr gleichförmig. 
  • Man hat den Film danach sehr schnell wieder vergessen - was häufig bei Filmen mit Superhelden der Fall ist - denn ein Held wird eingeführt, begegnet den Bösewichten, wird kurzfristig aufgehalten und rettet letztlich doch die Welt. So wird es auch noch in 100 Jahren sein. Wer also eine große, komplexe Handlung erwartet, wird hier falsch sein.
  • Komisch, dass der Captain von Beginn an seine neue Power gleich gut beherrscht. Lernen? Nein danke. Er springt auch wie im Bild oben zu sehen, einfach mal so mir nichts, dir nichts in den Kampf mit so einer kleinen Pistole, kein Thema. 
Fazit: Wer einen schnellen Actionfilm sehen möchte ist hier richtig. Erwartet nicht viel und einfach nicht alle Aspekte hinterfragen, dann kann man sich extrem gut amüsieren.

Samstag, 5. Oktober 2013

Gravity

Beautiful, don't you think?



Alfonso Cuarón, 2013 - 9.75/10

Eine Sache vorab: Schaut euch NICHT den Trailer an!! Denn da wird - wie so häufig bei aktuellen Vorschauen - viel zu viel Material preisgegeben. Ihr werdet gut dran tun, so wenig wie möglich über den Film zu wissen und für den Inhalt habt ihr ja mich.

Die Story ist eigentlich sehr simpel: Ein erfahrener Astronaut (George Clooney) auf seiner letzten Mission begleitet die neue Mediziningenieurin (Sandra Bullock) bei einem Einsatz. Das Hubble-Teleskop soll repariert werden. Doch dann geschieht ein riesiger Unfall... Das ist auch schon alles, was ich darüber erzählen werde und das genügt auch.

Es ist Cuaróns erster Film seit sieben Jahren und das Warten hat sich sehr gelohnt. Sein vorheriges Meisterwerk war Children of Men, über das ich bereits in höchsten Tonen geschrieben habe. Deshalb war die Erwartung meinerseits enorm. Von technischer Seite her habe ich absolut nichts einzuwenden. Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass dies der Film mit den besten Spezialeffekten aller Zeiten ist. Es fühlt sich so enorm realistisch an und man fragt sich fast an jeder Stelle: Wie haben sie das hinbekommen? Vor allem werden hier wie im Vorgänger Szenen scheinbar ohne jeglichen Schnitt präsentiert, die über mehrere Minuten gehen. Insbesondere gibt es eine Szene zu Beginn, bei der zunächst aus einiger Entfernung auf das Szenario geschaut wird und dann in einem langen Zoom bis in das Innere von Bullocks Helm gelangt. Eine unglaubliche Szene, bei dem mir die Kinnlade runtergefallen ist. Das ist mir noch mehrmals passiert.

Die Actionszenen sind mit solch einer hohen Geschwindigkeit gestaltet, dass Leute, denen zum Beispiel bei Achterbahnfahrten schnell schlecht wird, vor diesen Film gewarnt werden müssen. Denn gerade zu Beginn fliegt die Kamera schwindelerregend durchs All. Die Bilder sind umwerfend, sowohl die Ansicht auf die Erde, als auch der mit Sternen überhäufte Weltraum, bei dem einem das Leben so unwirklich und klein vorkommt. Sandra Bullock spielt ihre Rolle überragend und dürfte allen Anschein nach im Februar des kommenden Jahres mit ihrem zweiten Oscar nach Hause gehen. Genauso wird der Film in allen wichtigen Kategorien nominiert werden, stellt euch darauf ein.

Stellt am besten keine Snacks auf eure Sessellehnen, denn ihr werdet bei manchen Szenen in Panik danach greifen, da könnten Unglücke passieren. Eine besondere Erwähnung muss die Länge des Films bekommen: Bei gerade einmal 90 Minuten wird alles gesagt, was gesagt werden muss, man wird direkt in die Action geworfen und keinerlei Länge kommt auf. Ein guter Umstand, den sich viele Filme zum Vorbild nehmen sollten (das ist auch einer meiner häufigsten Kritikpunkte), denn die Tendenz geht leider dahin, dass Filme unnötig aufgebläht werden, als dass sie flott vorankommen. Wenn ihr jetzt noch wirklich unschlüssig sein solltet, dann scheut euch diesen Teaser an. Ansonsten: Ihr müsst ihn im Kino in 3D ansehen. Ich bin kein großer Freund dieser Technik, doch hier ist es Pflicht.

Donnerstag, 3. Oktober 2013

City of God

Wenn dealen legal wäre, wären beide Unternehmer des Jahres geworden



Cidade de Deus (Fernando Mereilles, 2002) 10/10

Einer meiner Lieblingsfilme der letzten Jahre. Die Geschichte erstreckt sich über eine Zeitraum von etwa fünfzehn Jahren und ist so mitreißend erzählt, dass die Zeit wie im Fluge erzählt. Im Mittelpunkt steht Buscape, ein anständiger Junge, der in der Stadt Gottes in den Slums von Rio de Janeiro zu Beginn der 70er Jahre aufwächst. Der Zuschauer erlebt, wie er aufwächst und um ihn herum die Gangster der Stadt Gottes. Der Film ist in einzelne Kapitel aufgeteilt, wie in einem Buch und Buscape dient genauso als Erzähler, der seinen lakonischen Kommentar zur Situation hinzufügt, auch wenn er nicht aktiv mit eingreift. Mit jedem neuen Abschnitt werden neue Charaktere eingeführt und die Handlung wird immer dichter, verliert dabei aber nie eine gewisse Lockerheit, die diesen Film unfassbar unterhaltsam macht. Er ist zwar stellenweise extrem brutal, jedoch genauso ist das Leben als Gangster, hier wird nichts verherrlicht. Es ist kaum zu fassen, was für Nebenfiguren der Film allein entwickelt, die teilweise mehr Tiefe besitzen als einige "Helden" mancher Actionfilme. 

Positiv:

  • DIE SPRÜCHE!! "Willst du auch 'nen Joint?" - "Man darf ja nicht lügen..." // "Ich bin jetzt zum Playboy geworden." // "Die Sonne ist für alle da, der Strand nur für ein paar." // "Ich schniefe, ich rauche. Ich habe Leute umgebracht und gestohlen, also bin ich ein Mann."
  • Die Struktur des Films ist ungewöhnlich und gerade deshalb so besonders: Manche Handlungen werden im Verlauf des Films wiederholt und dann weitergeführt, einzelne Rückblenden werden nahtlos in die Handlung integriert. So wird nebenbei innerhalb von zwei Minuten erklärt, wer die vorherigen Besitzer eines Drogenumschlagplatzes waren.
  • Das Flair der 70er Jahre wird sehr gut rübergebracht: Echt steile Klamotten, VW Käfer, die original Musik und die gesamte Ausstattung. Alles wirkt alt, aber extrem authentisch.
  • Locke der Boss, man. Eine der interessantesten Bösewichte der aktuellen Filmgeschichte. Ein Mann ohne Gewissen, der nur auf seinen eigenen Gewinn aus ist.
  • Die Montagen funktionieren ausgezeichnet, so werden Monate innerhalb von Minuten überbrückt, was dem Tempo des Films sehr zu Gute kommt.
Negativ
  • Wenn es vielleicht etwas zu bemängeln gäbe, dann, dass sich die Szenen der Bandenkriege etwas zu lang hinziehen und man da etwas hätte kürzen können.
Fazit: Wer jemals dachte: Ach Mensch, so ein Gangsterfilm, da hätte ich mal bock drauf. Schaut euch diesen an. Er ist der beste der letzten 20 Jahre, so einfach. Diesen Film hätte Scorsese gern gemacht und er zeigt Einblicke, die vorher kaum jemand gesehen hat.

The Prestige

Are you watching closely?


Christopher Nolan, 2006 - 9.5/10

Dieser Film liegt mir besonders am Herzen, denn von seinem Ende war ich so überrascht, dass ich danach fast 5 Minuten im Kinosessel sitzen blieb und nachgedacht habe (dass Thom Yorke's "Analyse" im Abspann gespielt wurde, hat da auch bei geholfen). Gut, manche Leute müssen unbedingt wissen, was vorgegangen ist und fragen dann zwei Sekunden nach Ende des Films: "MATTES, WAS IST DA PASSIERT???" und normalerweise hätte ich da auch eine Antwort drauf. Doch hier wusste ich es selbst nicht.

Die Story handelt von zwei Zauberern in London zum Ende des 19. Jahrhunderts. Der eine, Alfred (Christian Bale) kommt aus einfachen Verhältnissen und muss um sein Brot kämpfen. Der andere, Robert (Hugh Jackman), ist da besser gestellt. Gemeinsam mit Roberts Frau Julia arbeiten die drei für einen Magier. Als Julia bei einem Unfall umkommt, macht Robert Alfred dafür verantwortlich und eine Feindschaft entsteht zwischen den beiden. Sie werden selbst populäre Magier und versuchen sich mit jedem Trick zu überbieten, wo das enden wird, verrate ich natürlich nicht. Schaut es euch selbst an, denn das werden wirklich gut investierte 130 Minuten sein.

Positiv:
  • Unverbrauchtes Szenario mit unfassbar präziser Ausstattung, seien es Kulissen, Kostüme oder Magieruntensilien
  • Atemlose Spannung in einer absolut unvorhersehbaren Handlung, bei der man niemanden trauen sollte
  • Bis in die Nebenrollen toll besetzt, hier besonders Michael Caine als Lehrmeister, David Bowie als Nikola Tesla (!) und Andy "Gollum" Serkis als dessen Assistent
  • Die Bilder sind einmalig, einige mehr könnt ihr in meinem tumblr sehen
Negativ:
  • Klar, wenn man Scarlett Johansson für einen Film engagiert, dann muss sie natürlich sexy rüberkommen. Mehr macht sie allerdings auch nicht, ihre Rolle hätte man kürzen können
  • Auch nach dem 5. mal sehen wird mir das Ende immer noch nicht schlüssig, vieles wirkt zu konstruiert, da wäre weniger mehr gewesen
FAZIT: Wer sich von einem Film vollkommen fesseln lassen kann und auch mal mehr als zwei Stunden ruhig und konzentriert stillsitzen kann, dann seid ihr hier richtig. Denn es ist einer der spannendsten Filme, die ich kenne. Nach dem ersten mal werdet ihr den Film verlassen und laut "HÄÄÄ?!" rufen und das ist auch verständlich. Aber es lohnt sich und ihr werdet garantiert nicht enttäuscht werden.


Dieses Blog durchsuchen