Donnerstag, 9. Oktober 2014

Snowpiercer

Order is the barrier that holds back the flood of death


Bong Joon Ho, 2014 USA - 9.25/10

Im Oktober 2014 beschließen 49 Länder der Welt eine Chemikalie in die Atmosphäre zu schießen, um dem Treibhauseffekt und der globalen Erderwärmung entgegenzuwirken. Dieses Vorhaben geht schief, die gesamte Erde erlebt eine neue Eiszeit, fast die gesamte Bevölkerung stirbt. Nur etwa zweitausend Menschen überleben, weil sie Tickets für eine Zugfahrt im Zug "Snowpiercer" gebucht haben, der ununterbrochen 365 Tage um die Erde rast und sich dabei selbst versorgt. Der Rest ist tot. Mit dieser Prämisse muss man klar kommen, dann kann man in den Film einsteigen, diese Information habt ihr dank mir, zu Beginn des Films wird der Zuschauer in die Handlung geworfen mit dem Gefühl, dass etwas nicht stimmt.

Und dieses Gefühl bleibt über die fast gesamte Dauer des Films erhalten, die Atmosphäre ist unglaublich dicht, was natürlich vor allem daran liegt, dass der Film in einem fahrenden Zug spielt, dadurch zu einem langgezogenem Kammerspiel mutiert, was der Spannung sehr gut tut. Curtis (Chris "Captain America" Evans) ist einer der Passagiere aus dem hinteren Teil des Zuges, von dem der Zuschauer schon vom ersten Moment an richtigerweise seine außergewöhnliche Position im Gefüge des Zuges ansieht: Er ist der Anführer - auch wenn er keiner sein will, was meiner Meinung nach viel zu oft thematisiert wird. Come on, Curtis JUST DO IT!! (Was er letztlich auch macht). Der schweigende Mann im Hintergrund ist Gilliam (John Hurt), der nur noch ein Bein besitzt, seine Behinderung aber durch sein Wissen ausgleicht. Er legt mit Curtis, den er wie einen Ziehsohn behandelt, einen Plan, der das System durchbrechen soll, auf den ich jetzt aber natürlich nicht näher eingehen werde, denn die Story müsst ihr schon selber erleben.

Für die interessantesten Charaktere halte ich ein Vater-Tochter-Gespann, das erst später eingeführt wird, aber für die Handlung von immenser Wichtigkeit sein wird: Namgoong Minsoo (Kang-ho Song) und die junge Yona (Ah-sung Ko), die zwar beide drogensüchtig, aber trotzdem diejenigen mit den besten Einfällen und Fähigkeiten des gesamten hinteren Abteils sind. Tilda Swinton spielt fast entstellt eine Repräsentantin des vorderen Abteils mit einem unfassbaren Akzent, bei dem es mir sehr geschaudert hat (schaut euch den Film wenn möglich im Original an). Sie saß für ihre Verkleidung fast zwei Stunden in der Maske. Ein Aufwand, der sich gelohnt hat. In einer wichtigen Nebenrolle ist auch Jamie "Billy Elliot" Bell zu sehen, der mit seinem Cockney-Akzent eine wohltuende Alternative zu dem stupiden Genuschel von manchen Darstellern bietet. Er besitzt auch ebenso eine wilde Energie, die ihm im Kampf sehr gelegen kommt.

Der gesamte Film ist ein einziges Erlebnis. Die Atmosphäre, wie ich schon vorher erwähnt habe, ist sensationell. Man sieht in jeder Szene, dass der Film auf einem Comic basiert. Die Charaktere sind sehr überzeichnet, dies ist kein Film, der auf kleine Gesten oder Situationen setzt, die 121 Minuten vergehen wie im Flug, es bleibt kaum eine Sekunde, in der die Charaktere eine Pause haben und ihrem Alltag nachgehen (der auch sehr trist gewesen wäre, deshalb wiegt es nicht so schwer, dass dem Zuschauer diese Szenen vorenthalten wurden). Die Action hat ein sehr gutes Tempo und es ist auch angenehm zu sehen, dass der gesamte Rhythmus des Films sehr gleichmäßig gestaltet wurde, es ist keine riesige Prügelorgie - die besten Szenen an Oldboy erinnern, dem wichtigsten Film aus Südkorea der letzten Zeit (zumindest aus der Sicht westlicher Kritiker). Hier ist es allerdings eine Gruppe von Menschen, die mit der Situation unzufrieden sind, und kein Einzelgänger wie es Dae-Suh Oh in Oldboy ist.

Die Ausstattung ist wie erwartet erste Sahne, jedes einzelne Abteil hat seinen eigenen Stil, eine Oscar-Nominierung würde mich nicht überraschen, genauso für die Spezialeffekte. Sie springen einen nicht so vor Augen wie in Materialschlachten als zum Beispiel bei "Godzilla", aber nichts desto trotz sind sie sehr gelungen, man hat stets den Eindruck, dass die Welt außerhalb des Zugs wirklich so bei einer Eiszeit aussehen könnte. Wer einen Vergleich haben möchte, dieser Film erinnert mich sehr an "Children of Men" (meinem absoluten Favoriten). Auch dort ist die Menschheit am Abgrund und eine Gruppe von Menschen versucht, die Situation zu verändern und einen Rest Menschlichkeit in dieser Utopie zu finden. Einige interessante Wendungen werden euch begegnen, die nur noch mehr zur klaustrophoben Endzeitstimmung beitragen.

Wer dieses Jahr einen Science-Fiction-Film sucht, der ist hier genau richtig. Die Atmosphäre ist wirklich sensationell und einige bekannte Schauspieler werdet ihr in Rollen finden, die ihr ihnen vorher nicht zugetraut habt.

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