Samstag, 1. November 2014

Pans Labyrinth

A long time ago, in the underground realm, where there are no lies or pain, there lived a princess who dreamed of the human world


Guillermo del Toro, ESP 2006 - 9.75/10

Spanien zur Zeit des Faschismus, Franco war an der Macht. In dieser Geschichte kommt ein ranghoher, schrecklicher General vor, welcher der große Antagonist ist - und ehrlich gesagt einer der größten Bösewichte, die jemals auf Film festgehalten wurden. Zum Haus von eben diesem General Vidal (Sergi López) reisen die junge Orphelia (Ivana Baquero) und deren hochschwangere Mutter (Ariadna Gil) in Zeiten nach dem Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939). Wir schreiben das Jahr 1944. An der Villa angekommen, sind dort viele Soldaten aus der Bataillon des Generals versammelt, man vermutet Rebellen in den umliegenden Wäldern.

Das ist allerdings nur ein Nebenhandlungsstrang - wenn auch ein extrem wichtiger - aber der Film dreht sich um Orphelia. Sie ist von Natur aus ein sehr neugieriges Mädchen und schon auf der Fahrt zur Villa macht sie eine interessante Entdeckung: Eine alte Skulptur fällt ihr auf, die sie auch flux repariert. Sie fährt weiter doch die Kamera bleibt auf dem nun wieder ganzen Kunstwerk, das den Kopf einer merkwürdigen gehörnten Figur zeigt. Ein Insekt erscheint darauf, oder ist es eine kleine Fee? Wenig später ist der Wagen angekommen und während Orphelias Mutter sich in ihr Bett legen muss, streunert die Abenteurerin durch das Anwesen. Dort trifft sie auf das hauseigene Labyrinth, in das sie NATÜRLICH ohne Zögern hineinmarschiert, aber bevor sie sich verlaufen kann, von der Angestellten Mercedes (Maribel Verdú aus "Y Tu Mamá También") aufgefunden wird. Dies war allerdings nicht ihr letzter Versuch herauszufinden, was im Labyrinth vor sich geht.

Das bereits angesprochene Insekt / Fee hat von der Heldentat Orphelias einer noch mysteriösereren Figur berichtet, die daraufhin beschließt Orphelia einen Besuch abzustatten. Diese Figur ist der sagenumwobene Faun (Der "Pan" aus dem Titel, wurde benutzt um Verwechslungen mit dem englischen "fawn" zu vermeiden), der ihr, nach deren erschrecken, von drei Aufgaben zu berichten weiß. Sie sei die verschollene Prinzessin und sie müsse zu ihren Eltern zurückkehren.

So märchenhaft diese Geschichte nun auch klingt, sie ist es keineswegs. Viel mehr ist es ein Horror-Märchen für Erwachsene, dessen größter Horror in der Echtzeit verwurzelt ist - den General und dessen Gräueltaten habe ich schon erwähnt. Doch auch Orphelia erwarten harte Prüfungen, die eine ganze Reihe von kaum vorstellbaren Kreaturen mit sich bringt. Jedes gute Märchen hat einen bitterbösen Unterton - kennt ihr die Original-Version von "Aschenputtel" der Brüder Grimm? Keine Mutter würde sie heute kleinen Kindern vorlesen - und so hat dieser Film neben dem Fantastischen auch das abgrundtief Böse. Keiner Figur kann man trauen, vor allem nicht den Menschen. 

All das macht diesen Film so besonders. Neben der technischen Perfektion, denn nicht umsonst hat dieser Film aus Spanien drei Oscars gewonnen - Kamera (u.a. gegen Lubezki für "Children of Men" und Pfister für "Prestige"), Ausstattung und Make-Up. Die Drehorte sehen alle spektakulär aus, in jeder Szene gibt es versteckte Details zu entdecken, man fühlt sich wie Orphelia beim anschauen dieses Films, was del Toro mit Sicherheit genauso geplant hat. Wäre dieses Meisterwerk in den letzten Jahren erschienen, hätte es garantiert noch einige Nominierungen mehr erhalten, hundertprozentig in der Kategorie "Bester Film", bei der bis zu zehn Film berücksichtigt werden können. Die Schauspieler wissen durch die Bank zu überzeugen, allen voran Lopéz als sadistischer verlängerter Arm Francos, der genauso gut für den "Besten Nebendarsteller" hätte nominiert werden können, hat der doch einen der ikonischen Antagonisten der jüngeren Filmgeschichte geschaffen.

Ein Triumph des fantastischen Films und so viel besser, als jeglicher Fantasy-Film der in den letzten fast zehn Jahren erschienen ist. Es ist die Tiefe, die hier so eine wichtige, große Rolle spielt, dass sich dieses scheinbare Märchen von dessen Rest (zum Beispiel die schreckliche "Alice"-Version von Disney) abhebt. Wer sich also in fremde Welten versetzen lassen kann, die dann doch nicht so fremd wirkt, der ist hier genau richtig. Manchen Szenen sind extrem hart geworden, Kinder sollten dieses Werk nicht sehen dürfen, vor allem die Szene aus dem Bild oben ist sehr verstörend. Freunde von Tinkerbell, bitte wegschauen und Ohren zuhalten. 

Wer einen Klassiker sehen will, der auch ein paar wohlgesetzte Horror-, Fantasy-, und Drama-Elemente besitzt, der ist hier absolut richtig.

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