Freitag, 9. Januar 2015

Die Entdeckung der Unendlichkeit

"Science." - "Arts."


The Theory of Everything, James Marsh UK 2014 - 8.25/10

Stephen Hawking gilt als einer der wichtigsten Männer des zwanzigsten Jahrhunderts. Seine Entdeckungen im Bereich der Kosmologie und seine Forschungen zu schwarzen Löchern sind bahnbrechend. Eins vorab: Wie Hawking in diesem Film dargestellt wird, ist sensationell und bedarf jeden Kritikerpreises dieser Saison. Eddie Redmayne ("Marius" aus Tom Hoopers Adaption von "Les Miserables"), der ihn mit vollem Einsatz verkörpert, wird man häufig auf den roten Teppichen dieser Welt sehen können. Doch der Fokus ist trotz der hoch interessanten Lebensgeschichte Hawkins, mehr auf dessen Frau Jane gerichtet, denn das Drehbuch basiert auf ihrer Autobiographie "Travelling to Infinity: My Life with Stephen" und so geht es sehr häufig weniger um die physikalischen Wunderwerke ihres Mannes, sondern darum, wie die beiden sich kennen und lieben gelernt haben. Was nicht schlecht ist, aber... darauf werde ich in den kommenden Abschnitten näher drauf eingehen.

Die Story beginnt im Jahr 1963 in der englischen Universitätsstadt Cambridge. Der junge Stephen (Eddie Redmayne) betreibt sein Studium der Physik mit einer Nonchalance, dass es seine Kommilitonen neidisch macht. Er durchblickt jegliche Problematik der Naturwissenschaften, nur beim weiblichen Geschlecht läuft es noch nicht so rund, bis er auf einer Party Jane (Felicity Jones) begegnet. Beide verstehen sich auf Anhieb, auch wenn sie unterschiedliche Interssen haben: Sie studiert Sprachen. Doch dann schlägt das Schicksal zu: Stephen stürzt schwer und bei der nachfolgenden Untersuchung stellt sich heraus, dass er an einer Nervenkrankheit leidet, die seine Muskeln schwächt. Die Ärzte meinen, dass er nur noch zwei Jahre zu leben habe.

Wir alle wissen, und damit werde ich hier keine SPOILER präsentieren, dass Professor Hawking noch länger als diese prognostizierten zwei Jahre länger gelebt hat und auch noch heute lebt (er ist mittlerweile 72 Jahre alt). Die Spannung entsteht durch die körperliche Transformation, die er durchleidet und wie vor allem seine Frau damit umgeht. Jones bietet eine viel weniger augenscheinlich physische Rolle als Redmayne, aber sie überzeugt nichtsdestotrotz, als liebende Gattin, die mit den auftretenden Problemen konfrontiert wird.

Der Film überzeugt vor allem in den Szenen, bei denen Stephen eine große Entdeckung erlebt. Sei es in physikalischer Hinsicht bei seinen Forschungen zu schwarzen Löchern und der Zeit (jeder sollte "Eine kurze Geschichte der Zeit" kennen - super Wortspiel by the way). Aber auch in seinem persönlichen Umfeld erlebt er immer wieder Neuerungen, sei es, dass sein Körper sich immer weiter zurückentwickelt, oder, dass eine neue Person in sein Leben tritt, wie der örtliche Chorleiter Jonathan (Charlie Cox). Dieser ist verwitwet und möchte sich um die Hawkings kümmern. Stephen ist zunächst nicht begeistert, doch muss erkennen, dass Jane nicht mehr alles allein meistern kann, vor allem, als ein weiteres Kind auf dem Weg ist.

Das Gefühl der 1960er Jahre wird perfekt transportiert, sei es durch die detailgetreue Drehorte in Cambridge, die auch noch heute klassisch aussehen. Die Kostüme sehen authentisch aus - allein Stephens sexy Strickpulli in der Ruderbar zu Beginn ist den Eintritt wert. Es sind vor allem die Bilder, die überzeugen. Es werden ständig interessante, ungewohnte Perspektiven gewählt, um Stephens Zustand auch bildlich zu akzentuieren. Einige Szenen, wie die beim großen Feuerwerk an der Universität, sind atemberaubend. Auch wenn die Musik teilweise in einem Meer aus Geigen zu versinken droht - hier wirkt sie hervorragend. Vielleicht wäre in manchen Szenen weniger gewesen, aber Jóhann Jóhannsson (cooler Name) fährt alle Geschosse auf und es klappt.

Wenn ein Film den Titel "The Theory of Everything" hat, dann erwartet man automatisch viel, aber dieser Film liefert nur teilweise. Ich hätte mir ein bisschen mehr Fokus auf die Entdeckungen Stephens erhofft - die Szenen, die sich auf seine physikalischen Fortschritte beziehen, sind ausgezeichnet integriert. Ein bisschen weniger Melodrama wäre wünschenswert gewesen. Es ist aber kein schlechter Film, die technischen Aspekte habe ich ja bereits lobend erwähnt, wer aber zwei hervorragende Performances erleben möchte, vor allem die von Redmayne, der ist hier genau richtig. Wer jemals ein Video vom echten Stephen Hawkins gesehen hat, wird verblüfft sein, wie er in diesem Film dargestellt wird. Phänomenal.

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