Mittwoch, 25. Februar 2015

OSCARS 2015, die Gewinner



(Dran denken: Immer schön auf die blau gefärbten Links klicken, danke!!, das Bild könnt ihr hier finden)

Und dann war es auch schon wieder vorbei. Eine lange Oscars-Season ist vorüber und ich bin auch gar nicht böse drum, denn nach so vielen vorgegangen Spekulationen, Gerüchten und mutmaßlichen Annahmen war es gut zu sehen, dass mit diesen Halbwahrheiten endlich abgeschlossen werden kann.  
Der große Gewinner des Abends war Alejandro González Iñárritu und dessen New Yorker Schauspiel- und Theater-Satire "Birdman" mit Michael Keaton in der Hauptrolle. Ich habe diesen Film ja letztens erst gesehen (er startete in Deutschland am 29.01.2015) und war sehr begeistert, solch einen mutigen, bewusst andersartigen und dabei in jeder Sekunde unterhaltsamen Film habe ich lange nicht mehr gesehen. Dies dachte die Academy ebenso und stattete ihn mit vier Auszeichnungen aus: 

"Beste Kamera" - dieser Sieg war zu 100% erwartet worden und ist der zweite Oscar in Folge für Emmanuel "CHIIIIIVOOOOO" Lubezki nach Cuaróns "Gravity" im Jahr zuvor. Die Bilder sind unglaublich geworden, der Fakt, dass alles scheinbar in einem einzigen Cut gedreht wurde (bis auf einen Zeitraffer von Nacht zu Tag), verstärkt noch meine Meinung über die Darstellung. Schaut euch nur einmal das Bild oben an, eine spektakuläre Szene, die vielleicht nur zwei Minuten dauert aber mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben sind, wie so viele aus diesem Film und das ist es, was einen Film mit herausragender Kamera-Arbeit auszeichnet. Ich bin voll und ganz mit diesem Preis einverstanden.

"Bestes Drehbuch" - dies war für mich eine leichte Überraschung und hätte sie lieber bei Wes Anderson für "The Grand Budapest Hotel" gesehen, was ihm endlich seinen ersten Oscar beschert hätte (zu seinem Film komme ich noch später). Die Dialoge in "Birdman" sind schwungvoll gestaltet und die ganze Handlung ist ein einziger Fiebertraum im New Yorker Backstage-Milieu voller verlorener, abgeschriebener Seelen.

In den Kategorien "Beste Regie" und "Bester Film" setzte sich Iñárritu gegen Richard Linklater's "Boyhood" durch und diese Entscheidung kann ich nicht verstehen. Wie ich bereits auf twitter schrieb: Ich mag "Birdman", aber "Boyhood" hat noch auf einem sehr viel tieferen Level zu mir gesprochen. Während der New Yorker Film mich unglaublich unterhielt, so hat mich das kleine und scheinbar unbedeutende Texas-Epos emotional berührt und ich war ein Wrack nach der letzten Szene Masons Mutter, diese Szene werde ich mein Leben lang nicht vergessen.

Deshalb finde ich es unerhört, dass "Boyhood" mit nur einem Preis ausgezeichnet wurde: Nämlich der für die beste weibliche Nebendarstellerin Patricia Arquette (und das völlig zu Recht). "Bester Schnitt" ging unbegreiflicherweise eben nicht an Linklater's Team ("Whiplash" hat da, genau wie bei "Tonschnitt" und beste männliche Nebenrolle für JK Simmons, abgesahnt). Material aus zwölf Jahren wurde zusammengetragen, eine fast unmögliche Aufgaben und das wird nicht honoriert? Ich bin schwer enttäuscht.

Was mich dagegen umso mehr gefreut hat, sind die Preise für "The Grand Budapest Hotel", der nach dem vierten Sehen noch genauso lustig ist wie beim ersten mal, im Grunde noch lustiger als zuvor. Der Film gewann vier Oscars und zwar in den Kategorien: 

"Beste Kostüme" (selbstverständlicher Sieg, unfassbare Outfits durch die Bank und erfreulich, dass endlich mal wieder ein Film gewinnt, der nicht aus dem Genre des Märchens, des Mittelalters oder der Renaissance stammt).

"Beste Filmmusik" - dieser Preis war sehr überraschend, aber letztlich eine Bestätigung der Arbeit des Workaholics Alexandre Desplat, der acht Nominierungen in sieben Jahren erhielt. Ich mochte den Soundtrack, fand den aber für beispielsweise "The Theory of Everything" besser. Allerdings hebt sich Desplats Soundtrack angenehm von den übrigen Nominierten ab, ist er doch durch beispielsweise typische Alpeninstrumente, oder auch Chöre geprägt, was ein schöner Kontrast zu den Meeren aus Geigen darstellt, der so häufig in Hollywoodfilmen präsentiert wird.

"Best Make-Up and Hairstyling". Dieser Preis war ebenso erwartet worden, wird doch Tilda Swinton durch stundenlange Arbeit zur 80-Jährigen Madame D. transformiert. Ebenso kommen diverse Veränderungen in den Gesichter der Protagonisten zum Vorschein, sei es der verprügelte Monsieur Gustave, oder das Muttermal von Agatha.

"Bestes Produktionsdesign". Hier habe ich mich am meisten gefreut, denn "Grand Budapest", wie alle Wes Anderson Filme, lebt von den vielen Details, die in den Kulissen und Requisiten verborgen ist. Eines der wichtigsten Aspekte, dass ich alle Filme Andersons liebe. Zwar war Adam Stockhausen davor nur mit an "Moonrise Kingdom" beteiligt gewesen, doch sehe ich diesen Preis auch als Würdigung an alle Filme Andersons, zu schade, dass er selbst nicht ausgezeichnet wurde.

Ich persönlich musste eine herbe Niederlage einstecken (die mich eine Flasche Tequila an meine Freundin gekostet hat), habe ich doch gewettet, dass Michael Keaton für seine famose Performance in "Birdman" als bester männlicher Hauptdarsteller ausgezeichnet werden würde. Es kam aber anders, was ich eigentlich hätte bemerken müssen: Wie bereits bei den Globes, der Screen Actors Guild und den BAFTAs gewann Eddie Redmayne für seine bravouröse Darstellung Stephen Hawkings in "The Theory of Everything". Ich dachte, dass es sich die Academy nicht entgehen lassen würde, einen Veteranen wie Keaton in solch einer Comeback-Rolle zu belohnen, doch so erging es ihm wie Bill Murray für "Lost in Translation" (verlor gegen Sean Penn in "Mystic River") und Mickey Rourke für "The Wrestler" (verlor AUCH gegen Sean Penn, diesmal für seine Rolle in "Milk"). Redmaynes Performance ist über alle Zweifel erhaben, ich habe schon in der Kritik lobend über ihn geschrieben, aber den Preis für Keaton wäre die Kirsche auf das Sahnehäubchen dieses Ende der Filmsaison geworden.

Donnerstag, 19. Februar 2015

Oscars 2015: MEINE Gewinner



Bevor es in der Nacht von Sonntag auf Montag in Los Angeles rund geht und die diesjährigen Oscars verliehen werden, werde ich hier meine Gewinner präsentieren, für die ich gestimmt hätte, wäre ich ein Mitglied der Academy. Einige der nominierten Filme habe ich bislang nicht gesehen, deshalb fällt zum Bespiel alles zu "Whiplash", "Foxcatcher" und "American Sniper" raus, deshalb nicht wundern, wenn in manchen Kategorien nicht drei Filme genannt werden. Mein Kommentar zu den nominierten Filmen könnt ihr hier lesen (Teil 1 und 2)

BEST PICTURE:

"Boyhood" (auch mein Gewinner)

2.: The Grand Budapest Hotel
3.: Birdman

Alternative: Under The Skin

BEST ACTOR:

Michael Keaton - "Birdman"

2. Eddie Redmayne - "The Theory of Everything"
3. Benedict Cumberbatch - "The Imitation Game"

Mein Gewinner: Ralph Fiennes - "The Grand Budapest Hotel"

BEST ACTRESS:

Reese Witherspoon - "Wild"

2. Rosamund Pike - "Gone Girl"
3. Felicity Jones - "The Theory of Everything"

Meine Gewinnerin: Scarlett Johannson - "Under The Skin"

BEST SUPPORTING ACTOR:

Edward Norton - "Birdman" (auch mein Gewinner)

2. Ethan Hawke - "Boyhood"

Alternative: Tyler Perry - "Gone Girl", Charlie Cox - "The Theory of Everything"

BEST SUPPORTING ACTRESS:

Patricia Arquette - "Boyhood" (auch meine Gewinnerin)

2. Emma Stone - "Birdman"
3. Laura Dern - "Wild"

Alternative: Tilda Swinton - "Snowpiercer"

BEST DIRECTOR:

Richard Linklater - "Boyhood" (auch mein Gewinner)

2. Wes Anderson - "The Grand Budapest Hotel"
3. Allejandro G. Innaritu - "Birdman"

Alternative: Jonathan Glazer - "Under The Skin"

BEST CINEMATOGRAPHY:

Emmanuel Lubezki - "Birdman" (auch mein Gewinner)

2. Robert Yeoman - "The Grand Budapest Hotel"

Alternative: Daniel Landin - "Under The Skin"

BEST ORIGINAL SCREENPLAY:

Wes Anderson: - "The Grand Budapest Hotel" (auch mein Gewinner)

2. Innaritu, etc - "Birdman"
3. Linklater - "Boyhood"

Alternative: The LEGO Movie

BEST ADAPTED SCREENPLAY

Graham Moore - "The Imitation Game"

2. Anthony McCarten - "The Theory of Everything"

Alternative: Gillian Flynn - "Gone Girl" / Nick Hornby - "Wild" / "Under The Skin"

BEST ANIMATED FEATURE

"How To Train Your Dragon 2"

Alternative: "The LEGO Movie", duh

Costumes, Score, Production Design:

"The Grand Budapest Hotel"


Dann werden wir mal sehen, wie sich die Verleihung am Sonntag entwickelt, ich bin gespannt!!

Mittwoch, 18. Februar 2015

Martha Marcy May Marlene



Sean Durkin, USA 2011 - 8.75/10

"You're my favorite... and I won't lose you." sagt Patrick (John Hawkes, Saul Star aus "Deadwood") zu Martha (Elizabeth Olsen). Dies stellt den Höhepunkt in der ungewöhnlichen Beziehung zwischen den beiden dar, denn er ist Sektenführer und sie fühlt sich zu ihm hingezogen, akzeptiert und letztlich zu Dingen animiert, die sie absolut in der endgültigen Konsequenz nicht geplant und gewollt hat. Der Film ist Sean Durkin ist von enormer Wichtigkeit und sollte meiner Meinung nach an jeder Schule weltweit gezeigt wurden, um auf die Gefahren von Sekten aufmerksam zu machen. Denn wenn ein charismatisches Oberhaupt unbedarfte, bisweilen noch schutzbefohlene, junge Menschen in seinen Bann zieht, dann geschehen Dinge, die unbegreiflich erscheinen, aber für die Opfer von ungemeiner Wichtigkeit und ohne Überlegung ausgeführt werden.

Der Film erzählt von Marthas Zeit in Rückblenden, mit dem letztlichen Anruf - einem Hilferuf - bei ihrer Schwester ganz zu Beginn der Erzählung. Dort angekommen, wirkt Martha völlig verstört und braucht lang, bis sie wieder am geregelten Alltag in der kleinen Familie ihrer Schwester Lucy (Sarah Paulson, Mrs. Isringhausen aus der legendären Serie "Deadwood" über die ich unbedingt schreiben muss) und deren Mann Ted (Hugh Dancy) teilnehmen kann. Sie verheimlicht ihr Leben in der Kommune Patricks, aus Angst, dass die anderen Mitglieder erfahren, wo sie sich aufhält, denn sie wird gesucht. Immer wieder denkt sie Leute aus den "Catskill Mountains" zu sehen, aber sind sie es wirklich, oder hat sie traumatische Erscheinungen?

In den Rückblenden wird deutlich, was Martha durchgemacht hat, dass sie aber zunächst gar nicht zum Vorschein bringt. Elizabeth Olsens schauspielerische Leistung kann hier gar nicht hoch genug gelobt werden, dass sie nicht für den Oscar nominiert wurde, kann ich nicht verstehen (John Hawkes hätte auch bedacht werden MÜSSEN). Sie wirkt äußerlich komplett ruhig bis plötzlich alle aufgestaute Emotion in einer wilden Attacke rausgelassen wird. Eine Intensität, die den Zuschauer verstört.

"I'm Martha" - "You look more like a Marcy May to me." So stellt sie sich bei Patrick vor, von dem sie in einen der darauffolgenden Nächten vergewaltigt werden wird - ein Schicksal, das vielen neuen weiblichen Ankömmlingen ergehen wird. Für ihn ist sie egal, er will ihr gleich einen neuen Namen geben und nach seinem Willen formen. Das Lied, das ihr beim Anklicken der Überschrift anhören könnt, von John Hawkes selbst gespielt im Film, handelt ebenso davon. Sie ist nur ein Bild an seiner Wand, eine Trophäe.

"Martha Marcy May Marlene" schafft eine unfassbar dichte Atmosphäre, die viele Höhepunkte hat, aber vor allem eine Szene bei Nacht wird einem auch wegen des dramatischen Endes (sowohl dieser spezifischen, als auch der allerletzten Szene des Films), wird den Zuschauer verfolgen. Eindrucksvolle Bilder tun ihr übriges, ebenso der ruhige Soundtrack, der vor allem die Szenen in der Kommune vorkommt und die bedrückende, aber auch seltsam akzeptierte Situation (ich selbst habe teilweise laut aufgeschrien) seitens der Mitglieder, noch unterstreicht.

Ein wichtiger Film, den wirklich jeder einmal gesehen haben sollte.

Freitag, 6. Februar 2015

ANALYSE Teil 2: Oscar Nominierungen 2015

Everything's not that awesome


Weiter geht's mit den übrigen Kategorien, die jährlich in Los Angeles bei den Academy Awards verliehen werden. Zwar sind es nicht die Kategorien mit den "großen Namen" und Stars, aber nichtsdestotrotz sind es wichtige Kategorien, ohne die es Filme gar nicht geben würde.

Steigen wir gleich ein und zwar mit den Drehbüchern, die in zwei Kategorien aufgeteilt werden:

BEST ORIGINAL SCREENPLAY (5/5)

BÄM! Das geht ja gut los, denn ich habe in meiner Prognose alles richtig getippt. Diese fünf Filme waren im Vorfeld als Favoriten in dieser Kategorie gehandelt worden und so kam es dann auch. Dass "Grand Budapest" und "Birdman" nominiert werden würden war schon lange in Stein gemeißelt. Wes Andersons Script ist brillant und müsste die Kategorie eigentlich gewinnen, aber das Birdman Script wurde immer wieder in letzter Zeit ausgezeichnet. Eine gute Möglichkeit für die Academy, "Birdman" auszuzeichnen, falls "Boyhood" alle wichtigen Preise abräumen sollte (Film, Director, Editing). Die übrigen drei Nominierten sind "Nightcrawler" - überraschenderweise dessen einzige Nominierung -, Linklaters "Boyhood" (das in dieser Kategorie allerdings keine Chance haben wird) und "Foxcatcher", das fünfmal nominiert wurde, allerdings ohne "Best Picture", was darauf hindeutet, dass die Academy den Film mag - vor allem die technische Seite - aber nicht liebt, denn um für "Best Picture" nominiert werden zu müssen, muss ein Film "Nr.1-Votes" erhalten. (Ich könnte darüber einen eigenen Post machen, ich hoffe, ihr versteht das jetzt).

Prognose: "The Grand Budapest Hotel"

BEST ADAPTED SCREENPLAY (4/5)

Die riesige Überraschung hier ist, dass Gillian Flynn NICHT für die Adaption ihres eigenen Bestsellers "Gone Girl" nominiert wurde. Der ganze Film wurde kaum bedacht, was mich schon bei der ersten Analyse sehr überrascht hat. Ihr Drehbuch wurde durch das zu "Inherent Vice" von Paul Thomas Anderson ausgetauscht, das natürlich auf dem Roman von Thomas Pynchon beruht (welches ich gerade lese, sehr unterhaltsam!). Die übrigen Nominierten sind: "Theory of Everything", "The Imitation Game" (beide Nominierungen waren zu 100% in Stein gemeißelt), "American Sniper" - ein riesiger Hit in den USA - und "Whiplash", dessen Nominierung in dieser Kategorie allerdings verwundert aufgenommen wurde, ist es im Grunde ein Original Screenplay, aber die Academy sah es anders, basiert es doch auf dem Kurzfilm desselben Namens.

Prognose: "The Imitation Game"



BEST CINEMATOGRAPHY (3/5)

Hätte ich doch auf Nathaniel Rogers von "The Film Experience" gehört, der schon lange getippt hat, dass die Kameraarbeit für "Ida" nominiert werden würde. Schließlich wird sehr häufig ein Film, der schwarz-weiß gehalten wurde gern von der Academy bedacht - siehe "The Artist", "Nebraska" oder "Das weiße Band". "Birdman"(in der Kritik habe ich schon viel über die Arbeit Lubezkis geschwärmt), "Mr Turner" (sensationelle Bilder) und "Unbroken" (Roger Deakins, die Legende, mit seiner zwölften (!) Nominierung) habe ich genauso prognostiziert. Die letzte (freudige) Überraschung war dann jedoch die Nominierung für Robert D. Yeoman, dem Stamm-Kameramann bei Wes Anderson-Filmen, der endlich mit solch einer Ehrung bedacht wurde. Bis auf "Fantastic Mr. Fox" hat er bei allen Filme von Anderson mitgearbeitet.

Prognose: Emmanuel Lubezki - "Birdman"

BEST FILM EDITING (3/5)

Eine der heimlich wichtigsten Kategorien, denn sehr oft war hier stets der spätere Sieger der Kategorie "Bester Film" nominiert worden, wer hier nicht dabei ist, wird später keine Chance haben. Dass die Academy nicht "Gone Girl" bedenken würde, war mir nicht klar gewesen, genauso wenig, dass "Birdman" hier nicht bedacht werden würde, das mit unheimlich langen Takes arbeitet, bei denen die Schnitte heimlich sind. Aber gut, dafür wurde "American Sniper" nominiert - Kriegsfilme kommen hier immer gut weg, ist das Tempo dieser Filme doch sehr hoch und dementsprechend kommt es zu vielen Schnitten. Außerdem wurde "The Grand Budapest Hotel" nominiert, das ebenso extrem schnell von einem Handlungsort zum nächsten wechselt (man denke nur an die Montagen zu Beginn des Films). Mein Favorit ist die Arbeit bei "Boyhood", bei dem aus 12 Jahren Material ein sensationeller, zusammenhängender Film gemacht wurde. "The Imitation Game" ist eine Alternative, denn wie schon in der Kritik angemerkt, schafft er es durch diverse Techniken (unter anderem Schnitt und Musik), dem Anschauen eines Computers bei der Arbeit, Spannung zu verleihen. Dass "Whiplash" nominiert werden würde, war fast schon klar, so ein schneller Film über Musik, der bei den Kritikern sehr gut ankam, wird stets bedacht.

Prognose: "Boyhood"

BEST COSTUME DESIGN (3/5)

Hier kann ich es kurz machen: "Grand Budapest" wird zu 99% diese Kategorie gewinnen, völlig zu Recht. Desweiteren habe ich richtig geraten, dass "Into The Woods" (Märchen = exquisite Kostüme) und "Mr. Turner" (18. Jahrhundert England, noch Fragen?!) nominiert werden würden. "Selma" hat kaum Liebe erfahren und die Kostüme bei "Theory of Everything" waren der Branche wohl zu unspektakulär, dafür wurde "Maleficent" bedacht - ebenfalls Märchen - und sensationeller Weise die Kostüme des Hippie-1969-Detektivfilms "Inherent Vice". Gute Wahl!

Prognose: "The Grand Budapest Hotel"



BEST PRODUCTION DESIGN (4/5)

Ich mag diese Kategorie sehr, werden doch hier alle Gegenstände und Kulissen bedacht, die erst so richtig die Welt erschafft, die dem Zuschauer letztlich im Film gezeigt wird. Ich dachte eigentlich, dass die Welt des Broadways von "Birdman" hier ebenfalls nominiert werden würde, aber nichts da. Zeitlich ging die Academy mehr als zweihundert Jahre zurück und nominierte "Mr Turner". Die anderen Nominierten habe ich richtig getippt, und zwar: "The Grand Budapest Hotel" (eine sichere Nominierung seit der Film im Kino anlief), "The Imitation Game" (für den Computer allein schon), "Into The Woods" (Hexenhäuser usw...) und "Interstellar" (ein Raumschiff zu erschaffen kommt immer gut an, siehe "Gravity").

Prognose: "The Grand Budapest Hotel"


BEST MAKE-UP & HAIR-STYLING (3/3)

BÄM! Alles richtig. Die Academy mochte die falsche Nase und abrasierten Haare von "Foxcatcher", die grüne Zoe Saldana in "Guardians of the Galaxy", die gegen einen blauen Bösewicht kämpft und eine auf alt gemachte Tilda Swinton in "The Grand Budapest Hotel"

Prognose: "The Grand Budapest Hotel"


BEST VISUAL EFFECTS (3/5)

Ich dachte, dass der letzte Hobbit-Teil hier bedacht werden würde, waren doch alle anderen Teile (auch die von "Der Herr der Ringe") hier stets bedacht worden. Aber die Academy sah das wohl nicht so und nominierte stattdessen die beiden aktuellen Teile von "X-Men" und "Captain America", die ich beide nicht besonders mochte. Eine Nominierung für "Godzilla" hätte ich passender gefunden.

Prognose: "Interstellar"


BEST ANIMATED FEATURE (4/5)

JETZT kommen wir zum größten Skandal des Jahres. Wie konnte die Academy bitte denn NICHT de LEGO-Film nominieren? Es wird gemunkelt, dass der Einsatz von realen Szenen zum Ende des Films ihn disqualifizierte, aber COME ON, der Film ist genial!!! Wie kann man so versteift auf die Tradition sein, dass man einem der witzigsten und besten Animationsfilme des Jahres hier ausschließt??? Kann ich nicht verstehen, stattdessen wurde "Song of the Sea" nominiert, den ich noch nicht gesehen habe, der aber wunderschön aussieht, immerhin.

Prognose: "How To Train Your Dragon 2"


BEST FOREIGN LANGUAGE FILM (4/5)

Schwedens "Force Majeure" wurde zugunsten "Tangerines" aus Estland ausgetauscht. Ich habe bislang leider noch keinen Film aus dieser Kategorie sehen können.

Prognose: "Ida"


BEST SCORE (3/5) 

Wieso hier nicht "Birdman" nominiert wurde, kann ich nicht verstehen, sensationelle Arbeit von Antonio Sanchez. "The Imitation Game" finde ich auch gut, aber die Arbeit von Reznor und Finch bei "Gone Girl" ist sehr viel aufregender.

Prognose: "The Theory of Everything"



BEST ORIGINAL SONG (2/5)

Oh man, kein Kommentar, in dieser Kategorie bin ich nie gut...

Prognose: Common & John Legend - "Glory" (Selma)


BEST SOUND EDITING (2/5)
BEST SOUND MIXING (3/5)

Bei beiden habe ich nicht gut abgeschnitten... no love for Godzilla.

Prognosen: Editing - "American Sniper" / Mixing - "American Sniper"


TOTAL: (46/68) = 68%


Mittwoch, 4. Februar 2015

Birdman (oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)



Alejandro González Iñárritu, USA 2014 - 9.75/10

Das Zitat aus der Überschrift stammt aus einem der besten Songs der letzten Jahre (aus dem ebenso sensationellen Album "Celebration Rock"): "The House That Heaven Build" von der kanadischen Zwei-Mann-Band Japandroids und meiner Meinung nach passt dieses Zitat zu dem nun von mir zu besprechenden Film ganz hervorragend zu dem neuen, neufach Oscar-nominierten Meisterwerk von Iñárritu ("Amores Perros", "21 Gramm", "Babel").

Riggan Thomson (Michael Keaton) hat seine erfolgreiche Zeit hinter sich. Als Superheld "Birdman" kämpfte er bis 1992 gegen Bösewichte, jetzt versucht er ein Comeback am New Yorker Broadway zu starten, bei dem er Raymond Carvers "What we talk about when we talk about love" in Eigenregie auf die Bühne bringt. Unterbrochen bei seinem Vorhaben wird er allerdings von einer Stimme in seinem Kopf, die sich als Birdman ausgibt und ihm dazu bewegen will, einen weiteren Teil der Action-Reihe zu machen. Riggan befindet sich von nun an im Konflikt, den er mit der Demolierung seiner Garderobe versucht unter Kontrolle zu bringen. 

Seine Tochter Sam (Emma Stone) arbeitet als seine Assistentin ist aber genauso unglücklich wie ihr Vater, sie ist auch gerade erst aus der Entzugsklinik entlassen worden. Erst als der Star-Schauspieler Mike Shiner (Edward Norton) am Set auftaucht, scheint sich alles zum Besseren zu wenden, wenn man von einer Schlägerei zwischen Mike und Riggan absieht.

Zurück zum Song-Zitat: Riggan hatte Erfolg wird von seinem Alter Ego beherrscht, dem sprechenden Vogel, der allerdings Riggans Erfolg nur auf ihn zurückführt. Er soll das scheiß Theater verlassen und "back to the roots" einen vierten "Birdman"-Film drehen. Die Erfolge von beispielsweise Robert Downey Jr. als Iron Man wird direkt angesprochen und solch ein Comeback ist eigentlich das, was dem "Wesen" vorschwebt. Der Film macht hier einen ungewohnten, aber sehr unterhaltsamen Schwenk ins Übernatürliche, was ihn angenehm von der gewohnten Masse an "Midlife-Crisis-Filmen" herausstechen lässt. 

Die Sehgewohnheiten der Zuschauer werden den ganzen Film hinüber in Frage gestellt. Wem kann man vertrauen, existiert "Birdman" überhaupt? Was wollen wir eigentlich sehen, viel Gelaber seitens der Schauspieler oder stupide Action? Viel intelligenter hat sich kein Film in 2014 mit dem Thema "Film" befasst. Michael Keaton spielt famos in einer auf ihn zugeschnittenen Rolle, denn er selbst hat an Bedeutung verloren nach dem Erfolg der beiden Batman-Filmen von Tim Burton  im Jahre 1992. Meiner Meinung nach wird er den Oscar für die beste männliche Hauptrolle gewinnen (habe eine Flasche Tequila drauf gewettet), und dieser Gewinn wäre hoch verdient. Fast genauso gut spielt Ed Norton, seine Anfangsszene auf der Bühne des St. James Theatre gehört zu den eindrucksvollsten der letzten Jahre.

Der größte Lob gebührt Iñárritu, der einen unfassbar eindrucksvollen Film gemacht hat. Es wirkt, als würde nicht ein Schnitt während des gesamten Films verwendet worden, so bleibt er durchweg fesselnd, was selbst ohne große Action oder atemlose Spannung funktioniert (die aber auch teilweise vorkommt, keine Sorge). Der Soundtrack ist Antonio Sanchez ist überraschend, treibend und passt perfekt zum Fluss des Films. Er besteht nur aus jazzigen Schlagzeug-Klängen und sind deshalb unverwechselbar und besonders - nur leider passt er aus unerklärlichen Gründen nicht in die Statuten der Musik-Gilde der Academy, einen Oscar hätte diese Arbeit ohne Frage verdient gehabt.

Die Dialoge sind messerscharf und humorvoll gestaltet, was vor allem im Original perfekt rüberkommt, Freunde des Theaters werden viele Gags finden, aber auch ohne großes Vorwissen hat man als Zuschauer seine Freude. Das Ende wird auf gespaltene Meinungen treffen. Ich finde es passend, aber ihr werdet schon merken, worauf ich hinaus will.

Die Kameraarbeit von Emmanuel Lubezki ist überragend und wird ihm zu 99% seinen zweiten Oscar in Folge einbringen nach "Gravity" im Vorjahr (und nach seiner meisterhaften Arbeit bei Cuarons Meisterwerken "Y Tu Mamá También" und "Children of Men"). Seine bunten Bilder, die er im grauen Straßendschungel findet sind berauschend, selbst die kleine Garderobe Riggans wird sensationell in 360°-Fahrten in Szene gesetzt. Man war sich nicht bewusst, welche Möglichkeiten es in solch begrenztem Raum gegeben sind. Es mussten mit Sicherheit unzählige Male der Kameramann mit Kamera in der Hand aus vielen Spiegeln mit der Hilfe von Computerprogrammen herausgeschnitten werden, so häufig werden sie in Großaufnahme gezeigt.

Der Film könnte nach mehrmaligem sehen mit Sicherheit noch die Höchstwertung erhalten, so begeistert war ich seit "her" von keinem Film mehr, selbst "Boyhood" hat mich nicht so sprachlos zurückgelassen (aber auf Grund des emotionalen Schlag in die Magengrube, bleibt das Linklater Indie-Epos auf Platz 1 des Jahres, "Grand Budapest Hotel" und nun "Birdman" streiten sich um Platz 2). Dies ist ein Meisterwerk, das ich mir noch unzählige Male anschauen werde und kann man einem Film ein größeres Kompliment geben?

PS: Wer eine weitere Kritik lesen möchte, dem kann diese sehr interessante von Grantlands Wesley Morris empfehlen, auf die er auch in diesem sehr unterhaltsamen Podcast mit Alex Pappademas näher drauf eingeht.

Dienstag, 3. Februar 2015

Wild - Der große Trip

Fühlst du dich einsam? - Im echten Leben fühle ich mich einsamer als hier.


Jean-Marc Valeé, USA 2014 - 8/10

Cheryl Strayed musste raus. Raus aus ihrem Alltag, der nur noch aus Sex und Drogen bestand. Raus aus ihrer Trauer nach dem zu frühen Tod ihrer Mutter und vor allem raus aus ihrem bekannten Leben, von dem sie nicht wusste, was sie mit diesem anstellen sollte. So erblickte sie eines Tages in einem Laden in Minneapolis ein Reiseführer über den "Pacific Crest Trail" von Arizona bis rauf nach Oregon. Sie entschloss sich diesen Weg allein zu bestreiten, über 300 Meilen zu Fuß und davon handelt dieser Film.

Er beginnt in der Wüste. Cheryl (Resse Witherspoon mit einer extrem physischen und mutigen Performance) wird an einem Motel beim Beginn des Trails rausgelassen (Fahrerin war übrigens die echte Cheryl Strayed) und bucht sich in einem Motelzimmer ein. Dort sortiert sie erst einmal ihren Proviant, den sie in einen 14 Kilogramm schweren, monströsen Rucksack steckt. Dieses Szenen sind die humorvollsten des gesamten Films, danach beginnen die Strapazen, die immer wieder durch Rückblenden - teilweise extrem kurze Schnitte - unterbrochen werden und Cheryls Hintergrund in kleinen Happen dargestellt wird. Diese kleinen Happen machen da natürlich Lust auf mehr, sind sie doch zu Beginn nur kleine Geistesblitze und sie werden auch im Verlauf des Films immer weiter ausgedehnt.

Während die Wanderschaft Cheryls sehr viele Strapazen bereithält, ist es sehr mit ihrem Privatleben zu vergleichen, bei dem der Tod ihrer Mutter sehr viel kaputt gemacht hat. Bobbi (Laura Dern, zu Recht für den Oscar nominiert) hat einen gewalttätigen Mann und flüchtet mit der jungen Cheryl und ihrem Bruder Leif (Keene McRae) vor ihm. Die nun kleine Familie hat nicht viel Geld, aber dafür um so mehr Lebensfreude, die durch die immer glückliche Mutter ausgestrahlt wird. Als sie dann aber die niederschmetternde Nachricht erfahren, dass Bobbi sterben wird, ist es dahin mit der Freude und als sie dann schließlich wirklich stirbt, versinkt Cheryl in einem Strudel aus Sex und Drogen, aus der sie selbst ihr Ehemann Paul (Thoman Sadoski) nicht retten kann. Sie lassen sich scheiden und Cheryl tritt die selbst gewählte Reise an.

Also zurück auf den Trail, wo Cheryl sehr viele Strapazen durchmacht, aber auch interessanten Leute (und Leidensgenossen) trifft, die immer wieder dasselbe sagen: Auf diesem Pfad findet man zu sich selbst. So ist der Film etwas vorhersehbar gestaltet, aber gut, etwas anderes war auch nicht zu erwarten gewesen. Dafür ist der Film sehr gut gemacht. Die Bilder sind exzellent photographiert, die unendliche Weite wird bei jeder Meile deutlich. Die Gefahren, die sich in der Weite Cheryl in den Weg stellen werden stets deutlich, es gibt beispielsweise eine Szene, bei der sie auf zwei Wanderer trifft, die dermaßen spannend gefilmt wurde, dass man eine Stecknadel im Kino hätte fallen hören.

Witherspoon gibt ihren vollen körperlichen Einsatz für diese Rolle, man sieht ihr die Anstrengungen ihrer Wanderschaft in jeder Szene an. Die Oscar-Nominierung als beste Hauptdarstellerin war zwar schon abzusehen, sobald der Film bekannt gegeben wurde, aber sie spielt hervorragend, ohne Frage. Meiner Meinung nach ist Laura Dern genauso gut, als "die Liebe meines Lebens" (wie Cheryl im Film von ihr spricht) und man kann bereits ahnen, dass sie ihren Tod nicht gut verkraften würde.

Ein eindrucksvoller, etwas sehr vorhersehbarer Film, der von den Bildern und den beiden sehr guten Performances lebt. Jeder Schauspieler wird von nun an mit Valeè zusammenarbeiten wollen, denn wieder wurden zwei Rollen aus seinem Film, wie schon bei "Dallas Buyers Club" (Matthew McConaughey als Hauptdarsteller und Jared Leto als Nebendarsteller), mit Oscarnominierungen und vielleicht auch Siegen (bei den beiden angesprochenen kam es zu den Siegen) dabei herausspringen.




Rushmore

I think you just gotta find something that you love to do and do it for the rest of your life. For me it's going to Rushmore. 


Wes Anderson, USA 1998 - 9.75/10

Ich liebe diesen Film und hätte ihm fast die Höchstwertung gegeben, aber die ist nur für die handvoll von außergewöhnlichen Filme vorgesehen, die meiner Meinung nach zu den besten aller Zeiten gehören. Dieser ist aber nichtsdestotrotz einer der witzigsten und gleichzeitig wichtigsten Film der letzten 20 Jahre, hat er doch meinen Lieblings-Regisseur bekannt gemacht: Wes Anderson.

Sehr viele seiner bekannten Stilmittel treten hier zum ersten mal auf, wie die Montage, bei der bestimmte Gegenstände in den Fokus genommen wird. Die Witze sind so clever und überraschend, dass es eine Freude ist, allein dem Dialog zu lauschen und die Schauspieler tuen ihr übriges.

Jason Schwartzmann gibt sein Kino-Debüt, eines der besten aller Zeiten. als Max Fischer, unserem Helden, der im Grunde aber ein arroganter, kleiner Scheißer ist. Aber er ist auch ungemein eloquent und einflussreich, zwei gewinnbringende Eigenschaften, die er immer wieder aufs neuste einsetzt. Denn ein guter Schüler ist Max keineswegs, was der Zuschauer schon in der ersten Szene erfährt, er droht aus der renommierten Privatschule "Rushmore" hinausgeworfen zu werden. Der Erfolgt ist nur im Traum da, in der Realität gibt es Probleme. Selbst ein klärendes Gespräch mit dem Direktor (Brian Cox) scheint eine Lösung zu bringen, wo gerade noch zwei interessante Leute in Max' Leben treten.

Zum einen ist es die neue Grundschullehrerin Miss Cross (Olivia Williams), in die sich Mac umgehend verknallt und ihr zu Ehren ein nautischen Observatorium errichtet (ich meine, warum auch nicht?!), vor allem mit der Hilfe der zweiten interessanten Person: Hermann Blume (Bill "fucking" Murray). Er ist Chef der Blume-Fabrik und ist dadurch selbstverständlich gut situiert und findet in Max einen cleveren jungen Mann, der ihn aus seiner Lethargie bringt - seine beiden vollidiotischen Söhne und seine Ehekrise tuen ihr übriges.

Es läuft nicht alles nach Plan, denn das wäre ein langweiliger Film geworden, und so - ohne viel vorweg zu nehmen - wird Max von der Schule geschmissen und in den Dschungel des staatlichen Schulsystems geworfen und kommt sogar in den Kontakt mit den örtlichen Gesetzeshütern. Die Liebesgeschichte zwischen ihm und Miss Cross läuft ebenso nicht so geschmiert wie erhofft, ganz im Gegenteil: Hermann macht ihr den Hof, was Max zu einem exzellentem Rachefeldzug ziehen lässt.

Ihr merkt: Die Story platzt fast vor unterhaltsamen Momenten und ganz nebenbei gibt es noch legendäre, mit sensationeller Musik unterlegte Montagen, bei denen zum Beispiel die Schul-Clubs gezeigt werden, bei denen Max den Vorsitz führt oder der Gründer ist. Wie aus dem Handgelenk kommen diese Szenen ohne große Vorankündigungen in den wilden Fluss des Films und alles wird noch durch genialen Wortwitz untermauert. Ein Beispiel: Miss Cross bringt zum Missfallen von Max einen Freund zum Abendessen mit (es war von Max' Seite als Date geplant), der ein Krankenpfleger ist und in Arbeitskleidung im Restaurant erscheint, woraufhin Fischer dieses Juwel präsentiert: Zunächst der Krankenpfleger auf die Frage, was er da trägt: "These are O.R. scrubs", Max darauf: "O, R they?" Knaller, Blume kriegt sich - wie die Zuschauer kaum mehr ein. Dies ist natürlich kein über-Schenkelklopfer, wer aber auf feinen Humor steht, der immer wieder durch überraschend wilde Action und Situationskomik durchzogen wird, der ist hier genau richtig.

Wie jeder Film von Wes Anderson, ist auch schon dieser exzellent ausgestattet und musikalisch gestaltet. Man fühlt sich einfach wohl in seiner Welt, die voller kleiner Ideen und Kostbarkeiten steckt, man merkt an jeder Szene, wie viel Mühe in sie gesteckt wurde. Das Herz hinter der Fassade schlägt, der Zuschauer fühlt mit den Figuren mit, vor allem mit Max, der es ja eigentlich gut meint, seine Art ihm aber immer wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Die Szene mit Blume im Aufzug, wo er sich zwei Zigaretten gleichzeitig ansteckt ist hier sinnbildlich: Auf der einen Seite lacht man sich halb schlapp ob der Absurdität der Szene, andererseits tut einem diese Figur leid und man fragt sich, wie es so weit kommen konnte.

Aber die Komik und Genialität Andersons überwiegt und man verlässt den Film nach einem perfekten Ende mit einem extrem breiten Grinsen. Wer erst mit "The Grand Budapest Hotel" auf Wes Anderson aufmerksam geworden ist, muss sich unbedingt dieses Frühwerk (sein zweiter Film nach "Bottle Rocket") ansehen, das zu seinen besten Filmen überhaupt zählt. Meine vollste Empfehlung.

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