Montag, 8. Juni 2015

Moonrise Kingdom



Wes Anderson, 2012 USA - 9.5/10

Hach, jung zu sein und das erste mal zu lieben. Das war das Gefühl, als sich Wes Anderson und Roman Coppola diesen Film ausgedacht haben müssen. Es gibt unzählige Filme über die Liebe, aber dieser hier, der ist ein besonderer, was vor allem an der unfassbaren Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren liegt, die Wes Anderson-typisch abgedreht sind und in keinem normalen Haushalt zu finden sind, allerdings gerade dadurch einen besonderen, unwirklichen Touch. Susi und Sam passen perfekt zusammen eben weil sie nicht perfekt sind. Klingt verrückt, aber macht im Verlauf dieses Films absolut Sinn.

Auf einer fiktiven Insel in den 1960er Jahren, irgendwo nahe der Ostküste, namens New Penzance, hat ein kleiner Pfadfinder namens Sam Shakusky (Jared Gilman) keine Lust mehr, sich das (im Grunde sensationell gemachte) Theaterstück über die Arche Noah in der Kirche anzusehen. Kurzerhand nimmt er Reißaus und verschwindet in den Hinterräumen, dort in die Mädchen-Umkleidekabine. Fünf als Vögel verkleidete Mädchen sitzen vor dem großen Spiegel und machen sich für ihren Auftritt bereit. "What kind of bird are you?" fragt er sie. Sie ist der Rabe (und Star) der Show: Suzy Bishop (Kara Hayward). Irgendetwas macht in dem Moment *KLICK* und die beiden beginnen sich für einander zu interessieren. Am Schluss dieser exzellenten Anfangsszene erhält Sam einen Brief von Suzy...


Ein paar Monate später - sie haben sich zwischenzeitlich immer wieder Briefe geschrieben (was in einer urkomischen Montage gezeigt wird) - treffen sich beide auf einer großen Wiese wieder, voll bepackt: Sam ist aus dem Pfadfinderlager ausgebrochen, während Suzy Reißaus von zu Hause und ihren anstrengenden Eltern (Frances McDormand und Bill Murray) genommen hat. Alle sind in heller Aufruhr, wie der Leiter der Pfadfinder Scout Master Randy Ward (Edward Norton) und der alarmierte Polizist Captain Sharp (Bruce Willis(!)), der mit dem einzigen Auto der Insel auf die Suche nach den beiden geht, unterstützt von den anderen Pfadfindern. Sam und Suzy allerdings genießen ihre gemeinsame Zeit bei der sie noch mehr als Freundschaft füreinander entwickeln.


Wes Anderson gelingt es wieder einmal eine vergangene Zeit wieder auferstehen zu lassen. Diesmal jedoch in einem eigens dafür geschaffenen Umfeld - eine fiktive Insel, auf der er alle seine Einfälle genug Platz haben um farbenfroh und überraschend eingesetzt werden können. Die Locations (meistens wurde in Rhode Island und Massachusetts gedreht) sind perfekt gewählt, eine heimelige, abgeschiedene, vergangene Atmosphäre wird erzeugt, die den ganzen Film über fesselt. Das klingt jetzt dramatisch, aber das ist es gar nicht. Der Film sprudelt über von Sprachwitz, Situationskomik und absurden Momenten - wie ein Baumhaus, das acht Meter hoch auf einem dünnen Baumstamm steht. Man wird durchgängig unterhalten.

Die Schauspieler machen ihre Arbeit erstklassig, Bruce Willis vor allem, den man sich im verqueren Kosmos eines Wes Anderson im Vorfeld nur schwer hätte vorstellen können, ist ganz anders als seine John McClane-Stirb Langsam-Actionstar-Persona (was für ein Wort!!) die tragischste Figur im ganzen Film. Edward Norton (der später auch in "Grand Budapest Hotel" eine entscheidende Rolle spielt) ist ebenso in seiner Kindheit scheinbar gefangen, alle Erwachsenen sind im Grunde sehr viel mehr von Problemen belastet, als alle Kinder, nach denen gesucht wird.

Für manche dürfte dieser Film zu abgedreht sein, und selbst ich muss zugeben, dass manche Szenen - wie etwa das reine präsentieren von Suzys merkwürdigen Gegenständen - etwas übertrieben ist, aber ansonsten ist es ein extrem liebenswerter Film, der von seinen beiden Jungstars lebt und von den Altstars in perfekter Weise abgerundet wird. Die große Liebe lässt sich im Film doch noch entdecken und sei es nur auf einer verqueren, fiktiven Insel unweit der amerikanischen Ostküste in den sechziger Jahren. Wenn man sich darauf einlässt - bei mir passierte es nach dem dritten mal sehen - dann kann die letzte Szene einem das Herz brechen.

Samstag, 6. Juni 2015

L.A. Confidential

Hush, hush!



Curtis Hanson, 1997 USA - 10/10

Ladies und Gentlemen, wir haben es hier mit einem GOLD-Standard im Thriller-Genre zu tun. Es ist nicht nur so, dass eine unfassbar vielschichtige Story dem Zuschauer vorgesetzt wird, die man um ehrlich zu sein, erst beim dritten sehen vollständig begreifen kann, es ist vor allem die Atmosphäre, die in Hansons Meisterstück in einem Los Angeles, abseits des American Dreams, erschaffen wurde. Der Film basiert auf der einflussreichen Roman-Vorlage von James Ellroy von 1990, die sich auf den berühmten, tatsächlich geschehenem Night Owl-Mord 1953.

Der Film spielt im Jahre 1953 und verfolgt drei ganz unterschiedliche Polizisten, die alle drei verschiedene Methoden haben, um ihre Arbeit erfolgreich auszuführen. Zunächst ist da Ed Exley (Guy Pearce), der seinem Vater als ehrenhafter Cop nacheifern will und auch vor unpopulären Maßnahmen nicht zurückschreckt, um seine Integrität zu bewahren. Eine dieser Taten ist sein Eingreifen am Abend der Polizei-Weihnachtsfeier, die außer Kontrolle gerät.

Wie jeder weiß, braucht man zu einer ordentlichen Weihnachtsfeier, und sei es die des örtlichen Polizeipräsidiums, eine gute Portion Alkohol. Für die Lieferung ist Wendell "Bud" White (Russel Crowe) zuständig. Im Gegensatz zu Exley ist er eher aus einem groben Holzpflock geschnitzt. Er schlägt gegebenenfalls zu, wenn es die Situation verlangt, was seinem Vorgesetzten Dudley Smith (James Cromwell) natürlich gefällt, denn so ist er in jeder Situation einsetzbar. Aber zurück in den "liquor store", bei dem dieser so harte, stählerne Mann auf eine bildhübsche Frau trifft: Lynn Bracken (Kim Basinger, die für diese Rolle mit dem Oscar wurde), die Bud den Atem raubt und eine sehr interessante Rolle in der Geschichte zu spielen hat.


Der dritte im Bunde ist der Star der Bande: Jack Vincennes (Kevin Spacey) ist neben seiner Tätigkeit im Büro als Berater bei der TV-Show "Badge of Honor" tätig, er ist dementsprechend ein bekannter Mensch in Hollywood und er kostet dies vollends aus. In der ersten Szene des Films lässt er einen Nachwuchsschauspieler hochgehen, der seine Nase in zu viel weißes Puder gesteckt hat. Den Tipp hat er vom Verleger Sid Hudgens vom "Hush-Hush-Magazine", das allerhand Skandale der Schönen und Reichen aus der Traumfabrik ans Tageslicht gefördert hat.

Vincennes ist an jenem Abend der Weihnachtsfeier zugegen, bei der es zu wild zur Sache geht. Es gibt einige Konsequenzen und als Folge dessen müssen die drei angesprochenen Kommissare zusammenarbeiten. Mehre Wochen später werden sie des Nachts zu einem Restaurant in Los Angeles gerufen: Im "Nite Owl" gab es eine Schießerei. Was darauf folgt wird hier nicht weiter beschrieben, nur soviel, dass etliche Personen darin involviert sind, mehrere Polizisten zu Helden aufsteigen und die Drahtzieher weit mehr Macht besitzen, als man es sich vorher gedacht hätte. Und was hat die Edel-Prostituierte Lynn Bracken mit alledem zu tun? Exley, White und Vincennes, bitte übernehmen sie!

Was sich nach einer überaus komplexen Handlung anhört, ist genau diese: Wie bereits im Eröffnungsabschnitt angesprochen, ist dies kein einfach gestrickter Film, sondern einer, der mehrmaliges Sehen belohnt. Dafür sind alle Figuren überaus nuanciert, kein einziger Charakter ist ganz Klischee-beladen (auch wenn man dies oftmals zunächst annehmen möchte). Das macht den besonderen Reiz dieses Neo-Noir Klassikers aus. Es sind die Figuren, die den Film prägen, neben der wendungsreichen Handlung.

Hanson gelingt es eine Ära auferstehen zu lassen. Das Hollywood der 1950er Jahre bietet dafür die ideale Bild- und Spielfläche. Es sind nicht nur die Kostüme, Kulissen und die perfekt gewählte Musik, die einen wie in ein Bilderbuch eintauchen lassen. Der "American Dream", den jeder einzelne Mensch als Konzept vor Augen hat, wird auf den Kopf gestellt, was sich durch die Brutalität der "Nite-Owl"-Morde manifestiert. Drei unterschiedliche Figuren versuchen den Fall zu lösen und dringen in eine Unterwelt ein, die von Korruption, Lügen und Prostitution gekennzeichnet ist und den Zuschauer in seinen Bann zieht.

Ich liebe diesen Film so sehr, weil er in solch einem Ausmaß um einiges vielschichtiger ist, als heutige Standard-Thriller-Kost. Alle, die sich auch nur im entferntesten für das Genre des Polizeifilms interessieren, müssen dieses Meisterwerk sehen. Häufigen "Tatort"-Zuschauern wird ein ganz neues Level dargeboten, das man im Fernsehen so nie sehen kann.

Wäre 1997 nicht solch ein kleiner Film wie "Titanic" in die Kinos gekommen, "LA Confidential" hätte bei den Oscars um einiges mehr abgeräumt. So blieb es leider bei einem Oscar für das beste adaptierte Drehbuch und einem für Kim Basinger, als beste weibliche Nebenrolle. Ich hätte ihn in allen wichtigen Kategorien gewinnen lassen. Ein Meisterstück der Thriller-Kunst, bei dem sich so viele heutige Filme ein großes Stück abschneiden können.



Donnerstag, 4. Juni 2015

Special TEIL 2: Top 20 der besten Animationsfilme seit 2000 (Plätze 16 + 15)




Und weiter geht es bei den besten Animationsfilmen seit 2000, man kann auch sagen: Die besten Animationsfilme des 21. Jahrhunderts!! Nach Teil 1, das die Plätze 20 bis 17 umfasste, komme ich nun zu Teil 2, beginnend mit einem Film, der überraschend erfolgreich war und uns einen Drachen ans Herz wachsen ließ.




16. How To Train Your Dragon  - Dean DeBlois & Chris Sanders,  USA 2010.

Es ist die bekannte Story des Aussenseiters, der in einer für ihn scheinbar unpassenden Umgebung aufwächst. Ohne Freunde und Ansehen muss der dürre Hicks (Jay Baruchel) die Gunst nicht nur seiner Kameraden, sondern seines gesamten Dorfes "Berg" erlangen, denn als Sohn des Häuptling "Stoic the Vast" (Gerard Butler) einnehmen. Das Wikinger-Szenario passt perfekt, auch wenn fast alle einen schottischen Akzent mit sich führen - leider nicht Hicks, der breites amerikanisches Englisch zum besten gibt, schade. Aber ansonsten habe ich rein gar nichts zu kritisieren. 

Die Umgebung ist stimmig, die Figuren allesamt interessant und bleiben in Erinnerung, aber vor allem ist es die Kreativität, mit der die Drachen entworfen wurden, die begeistert. Ein treibender Soundtrack von John Powell, standesgemäß mit Dudelsack-Passagen angereichert, und mehrerer Songs von "Sigur Rós"-Sänger Jonsi (eine meiner absoluten liebsten Bands), ist es ein Rezept für einen ausgezeichneten, und vor allem unterhaltsamen 3D-Film.





15. Frozen - Chris Buck & Jennifer Lee, USA 2013.

Und alle so: "LET IT GOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO!!". Dieser Film ist eingeschlagen wie eine Bombe, was mich persönlich sehr überrascht hat, denn es ist im Grunde eine völlig neue Franchise, die Disney aus dem Boden gestampft hat, die auch noch im Winter spielt. Nicht gerade ein erfolgsversprechendes Rezept, doch beim Publikum ist es sehr gut angekommen. Zum einen, weil es wieder einmal sehr viele Songs enthält die wirklich jeder nicht mehr vergessen kann und vor allem zum anderen ist der Fokus auf Frauen gerückt(!!), klassische maskuline Helden-Modelle sind hier auf das andere Geschlecht bezogen und diese Modelle werden nicht nur abgeändert sonder auch bewusst hinterfragt. Eine schöne Wende in der Handlung ist sensationell. 

Diese Handlung bleibt durchgängig unterhaltsam und außerdem befinden sich nur interessante Figuren in dieser winterlichen Welt. Allein für den riesigen Geschäftsinhaber lohnt sich der Eintritt. Über den sprechenden Schneemann Olaf brauche ich erst gar nicht anfangen zu schreiben, super "Wesen", dass perfekt in die Szenerie passt und er hat auch noch gute Sprüche auf Lager. What's not to like?!

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