Donnerstag, 29. Januar 2015

The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben

I know it's not ordinary. But who ever loved ordinary?


Morten Tildum, UK 2014 - 8.75/10

Alan Turing war seiner Zeit meilenweit voraus, solch ein Wissenschaftler würde heute mit Sicherheit verehrt werden, selbst Leute, die sich sonst nie mit solchen Themen wie "Mechanik", "Mathematik", oder auch "Physik" interessieren. Er würde in einem Atemzug mit Stephen Hawking, Bill Gates oder Steve Jobs genannt werden, vor allem den letzten beiden haben ihm enorm viel zu verdanken, denn Turing hat den ersten Computer der Welt erfunden.

Der Film des norwegischen Regisseurs Morten Tildum (der vor allem für den super Thriller "Headhunters" bekannt ist - den ich demnächst noch besprechen werde) spielt in drei Zeitabschnitten: Die erste spielt in Alans Schulzeit, etwa 1928, die zweite während des Zweiten Weltkriegs ab 1939 und der letzte 1951, nach dem Krieg in Manchester. Der Fokus liegt verständlicherweise auf den mittleren, denn dort entwickelt Turing einen Apparat, der den Ausgang des Krieges entscheidend verändern sollte und schätzungsweise 14 Millionen Menschen das Leben gerettet haben soll. Die anderen beiden Abschnitte beleuchten die Ursprünge Alans Handlungen und dessen Auswirkungen, viele Jahre später. Natürlich werde ich nichts Entscheidendes verraten, keine Sorge.

Eine Enigma-Maschine wurde in Polen erbeutet. Solch ein Apparat wurde von den Nazis genutzt, um Funknachrichten zu verschlüsseln. Täglich um Mitternacht wurde der Code gewechselt und so war es, trotz des Abfangens der Nachrichten seitens der Engländer, im Grunde unmöglich, solch eine Nachricht zu entschlüsseln, gibt es doch 195 Trillionen Möglichkeiten. Doch da kommt Turing ins Spiel, der eine Maschine entwickelt, die jede Kombination in kürzester Zeit entschlüsseln kann. Bis es allerdings so weit ist, vergehen einige Jahre, in denen Alan nicht nur gegen die Zeit, sondern auch gegen die Vorurteile seiner Kollegen zu kämpfen hat, denn er ist ein Asperger-Autist, der von seinen Zeitgenossen nicht geschätzt wird und seine Arroganz als Unfreundlichkeit gedeutet wird, während es ungewollt kommt.

Cumberbatch schafft es vortrefflich, Turing in seienr ganzen Komplexität darzustellen. Er mag für viele Zeitgenossen ein arroganter Vollidiot gewesen sein, der zwar enorm schlau war, aber sozial ein Desaster. Er versteht es, Turing zwar anders, aber um einiges menschlicher und facettenreicher darzustellen, als es irgendwelche beliebige Actionhelden sind. Cumberbatch versteht es, alle Emotionen, die Turing zwar angestaut, aber nicht ans Tageslicht bringen kann, zu unterdrücken und ihn so noch mehr zur tragischen Figur zu machen, der emotionale letzte Akt tut sein übriges. Neben ihm hat Keira Knightley als Joan Clark die wichtigste Rolle neben Turing. Sie spielt eine intelligente junge Frau im London der Kriegszeit, die auf einem Level wie Turing arbeitet, aber bei den Sekretärinnen unterkommen muss, weil Frauen zu damaliger Zeit solche Berufe ausübten, falls sie überhaupt arbeiteten. Der Weg Knightleys Figur ist sehr vorhersehbar gestaltet (wie fast der gesamte Film, eines der wenigen Problemen), aber es fällt nicht groß ins Gewicht. In zwei wichtigen Nebenrollen sind zum einen Charles Dance (Tywin Lannister aus "Game of Thrones") als Turings konsequenter und strenger Boss und Allen Leech (Tom "The Chaufeur" Branson aus "Downton Abbey") als Alans Kollege John.

Der Film schafft es seine Spannung aufrecht zu erhalten, ein Wunder, bedenkt man, dass es viele Szenen gibt, bei denen stupide auf den tuckernden und klackernden Computer gestarrt wird. Tyldum versteht es selbst in solchen Situationen durch den Einsatz des exzellenten Soundtracks von Alexandre Desplat (völlig zurecht für den Oscar nominiert, seine achte Nominierung in neun Jahren - auch für "Grand Budapest Hotel" dieses Jahr) und den Klängen der Maschine Spannung zu erzeugen. Insgesamt wurde der Film für acht Preise nominiert, darunter Bester Film, Beste Regie und Bestes Drehbuch. Es würde mich sehr wundern, wenn er in einer dieser Kategorien siegreich wäre, Cumberbatch hat noch die besten Chancen, aber Eddie Redmayne ("Theory of Everything") und Michael Keaton ("Birdman", den schaue ich mir nächste Woche an) werden den Preis unter sich ausmachen. Knightley wird keine Chance gegen die überragende Patricia Arquette aus "Boyhood" haben.

Das Film endet mit einem buchstäblichen Schlag in die Magengrube, was vorher einem routinierten Zweiten-Weltkriegs-Streifen nahe kommt, wird durch dieses Ende um einiges ergreifender - damit will ich nicht sagen, dass der Film vorher schlecht war, ganz im Gegenteil, sondern, dass er durch die Szenen im Jahr 1951 noch einmal besser wird.

Wer einen sehr guten Thriller sehen möchte mit einem überragenden Cumberbatch, der ist hier absolut richtig aufgehoben.

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